Re: Angst vor dem Leben mit Defi

#31
Wir leben inzwischen in einer Welt in der technisch so unendlich viel möglich ist.
Wenn ich mir so überlege was es an technischer Entwicklung seit meiner Geburt gegeben hat, dann kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Am Arbeitsplatz die EDV, im Haushalt, in der Mobilität, in der Kommunikation und vor allem in der Medizin.
Diesen technische Fortschritt dürfte es in dieser Form in der Menschheitsgeschichte noch nie gegeben haben. Soviel nehmen wir inzwischen als selbstverständlich hin.

Aber da ist dieses kleine technische Wunderwerk, dieser Defi, der sich zum Wächter über unser Zentralorgan dem Herzen macht und genau da werden Urängste in uns geweckt. Reagiert unsere Psyche und beeinflusst so sehr unseren Alltag.
Ich denke, die Angst rührt daher, dass wir dieses Ding nicht weglegen können. Ich glaube nicht, dass ich diesen Defi gefühlsmäßig ganz akzeptieren kann, rational ja und hier gilt es wahrscheinlich, dass wir lernen müssen unsere Emotionen dem Verstand unterzuordnen.
Allerdings auch den Mut zu haben, zu unserer Angst zu stehen.



Re: Angst vor dem Leben mit Defi

#32
Hallo Gunter und Tina
Auch mir passiert es in der letzten Zeit immer öfter das ich was vergessen tue oder ich mitten im Satz was anderes Reden tue.
Akzeptieren tue ich mein Blechi noch nicht. Dulde ihm erst mal nur. Nerven tut er mir oft genug. Ich bin noch nicht ganz überzeugt, dass ich ihn wirklich brauchen tue. Aber warten wir es ab was die Zukunpft bringt.
Und aufgeben werde ich schon lange nicht.
Mein eine Redensart: Unkraut vergeht nicht.

Also geht es weiter und ihr beiden schafft es auch noch.

LG Andy


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Gehörlos durch Gehirnhautentzündung mit 11 Jahren. Defi-Träger seit 2.2008. wegen Ventrikuläre Tachykardien.
Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) letzte Stufe am 2.2013! KHK! Arteriosklerose!

Re: Angst vor dem Leben mit Defi

#33
    Zitat: tina63
    Hallo Ihr Lieben,

    vielen Dank für die aufmunternden Worte, sie tun einfach nur gut.

    Besonders wenn man Freunde und Bekannte in seinem Umfeld hat, die der Meinung sind, daß man Undankbar ist.

    Von denen hat sich noch Niemand wirklich mit dem Defi ausein-andergesetzt.

    Die Statements sind die:

    Tünes und Scheel haben auch so ein Ding und die kommen gut damit klar,;;;

    -----der Tünes und der Scheel sind aber 74 Jahre alt und nicht

    45 Jahre!!!!------

    Laß Dich nicht so hängen, andere müssen auch damit leben.

    Seit meiner Wiederbelebung habe ich ein Aufmerksamkeitsdefizit.

    Z.B. wenn ich Wäsche wasche und die Maschine am Ende des Programms
    angekommen ist, schalte ich die Waschmaschine aus. Dann schellt das Telefon oder es klingelt an der Haustür.

    Nach 2 Tagen denke ich mir, ach du mußt mal wieder waschen. Ich nehme meine Wäsche und will sie in die Waschmaschine legen, da
    merke ich, daß noch die Wäsche von vor 2 Tagen in der Maschine liegt.

    Natürlich mit einem wunderbar "frischen" Geruch.

    Wenn man dann noch weiß, daß ich einen Beruf ausübe, für den ich ein
    sehr gutes Gedächtnis brauche, kann sich jeder vorstellen, wie einfach mein Berufsalltag ist. Ich muß mir alles notieren.

    Vielleicht brauche ich noch mehr Zeit um das zu akzeptieren.

    Nur Geduld war noch nie meine Stärke, vielleicht ist es an der Zeit sich
    darin zu üben.

    Viele Grüßen

    Tina



Liebe Tina...zuerst einmal HERZLICH WILLKOMMEN hier in unser´m Kreis!
Ich möchte mal versuchen, Dich ein wenig aufzumuntern und hoffe, es gelingt mir....:
So wie Dir erging es den meisten Mitgliedern hier im Forum....so auch mir!
Meine Tochter war damals 12 Jahre alt - ich gerade 41! Aus heiterem Himmel fiel ich um ( dem Klassenlehrer meiner Tochter direkt in die Arme..ohweh! Heute kann ich drüber schmunzeln....)Ich kann von Glück sagen, dass ich damals nicht gerade in DEM Moment mit dem Auto unterwegs war - 5 Minuten später und es wäre so gewesen...
Ich glaube an Schutzengel...und vor allem an MEINEN persönlichen....
Nach dem ganzen, was danach folgte, machte auch ich mir ziemlich viele Gedanken - nicht nur über den Tod...auch über die Zukunft ( falls ich noch ein paar Jahre älter werden würde, so dachte ich damals...Nun sind es schon sechseinhalb Jahre - und es ist NICHTS Schlimmes mehr passiert!) Man hat NATÜRLICH negative Gedanken...vor allem auch als Mutter eines jungen Kindes.Meine Oma starb mit 47 Jahren, kurz vor meiner Geburt...Ich hatte den Wunsch, unbedingt auch noch das OMA-WERDEN erleben zu wollen....und ich dachte bei meinem damaligen körperlichen Zustand nicht wirklich, dass ichs eines Tages erleben werde. Fühlte mich schlapp und kraftlos und konnte mich kaum bewegen ( dass ich 6 Wochen später schon wieder 6 Std. täglich ununterbrochen am PC auf der Arbeit würde sitzen können, fiel mir ebenfalls im Traum nicht ein ). ABER ES WAR SO!
Ich wollte mich einfach nicht hängenlassen und in Selbstmitleid zerfließen - meinem Kind zuliebe schon nicht....Es ging wirklich Stück für Stück - durch viel REDEN ( gegen die Angst- und Panikzustände ), regelmäßige Physiotherapie ( gegen Armsteife ) aufwärts...Natürlich dachte ich anfangs zu jeder Minute daran, dass ich wohl gleich wieder würde umfallen können ( zumal mir durch die Tabletteneinnahme ständig schwindlig war, was mich an den Zustand kurz vor dem "Ereignis" erinnerte - es stellte sich später heraus, dass es an den Tabletten lag, sie wurden ausgetauscht )...Ich rechnete ständig damit und dieser Gedanke spukte ständig in meinem Kopf herum. Ich konnte nicht allein sein, hatte Angst vor jeder denkbaren Art von elektrischen Geräten (Unkenntnis) und nicht zuletzt auch vor meinem "Freund in der Brust"...Ich hatte in meinem Hausarzt einen guten Zuhörer ( was heutzutage doch ein rechterGlücksfall ist-ich weiß) und ER brachte damals ein magisches Wort über seine Lippen (nachdem es mir ca. 2-3 Jahre später körperlich viel, viel besser ging und ich schon daran zweifelte, ob der Defi nun überhaupt nötig gewesen wäre ): PRIVILEGIERT!!!!
Das war das Zauberwort! Wir Defi-Träger sind doch privilegierte Personen, meinte er...In vielen anderen ( auch europäischen ) Ländern wären Patienten froh, diesen "Beschützer" bei sich tragen zu dürfen, um sich zukünftig auf der sichereren Seite fühlen zu dürfen....Er hatte Recht! Für den Fall eines Falles sind wir doch gewappnet...Gut, wir müssen dafür ein paar Zipperlein in Kauf nehmen, aber er hat doch Recht, oder?
Dies als Versuch, Dir die Angst vor dem Gerät in Deiner Brust zu nehmen. Mach nicht den Fehler und stelle Dir jeden Tag bildlich das "Ding" in der Brust vor, sondern genieße (später) die Zeit, in der Du "es" überhaupt nicht mehr spüren wirst. Zeit heilt viele Wunden.... Es gibt Tage, da vergess ich ihn komplett, weils nirgends zwickt. Da fällt er mir dann doch tatsächlich erst dann wieder ein, wenn ich z.B. in ein Kaufhaus gehe und durch die elektronische Diebstahlsicherungs"pfosten" hindurch gehe...Wenns doch mal wieder "zwickt", dann versuch ich, mich über mein Dasein als "privilegierte Person" zu erfreuen....
Jedenfalls...Von da an ging es auch psychisch bergauf!
GEDULD musst Du natürlich haben...( ich bin die Ungeduld in Person und weiß, wovon wir sprechen hier... ;-)...Ich habe mir angewöhnt, die Dinge auf mich zukommen zu lassen...und ich glaube auch weiterhin an meinen Schutzengel...Wir alle hier werden einen gehabt haben, sonst wären wir nicht mehr hier....( MEINE Meinung...auch wenn einige sicherlich nicht dran glauben...ich lass mich davon nicht abbringen )
Mein Motto: Ich lass die Dinge auf mich zukommen und versuche, negative Gedanken nicht durchdringen zu lassen...Es kommt, wie es kommen soll...SOLLTE jedoch Gleiches nochmals passieren, sind wir auf der sicheren Seite....Ich hatte damals die Wahl: Lass ichs drauf ankommen - oder geh ich auf Nummer Sicher?? Es gab nur eine richtige Antwort für mich - ganz spontan sogar ( denn ich liebe meine Lieben und mein Leben )
Könnte jetzt noch stundenlang weiterschreiben - wenn ich einmal dran bin...Aber die Pflichten rufen jetzt....

Ich wünsche Dir alles Gute...und: KOPF HOCH...es wird schon wieder!!!
Geduld kann / muss man lernen ;-)
LG von Bibbi


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Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
(Immanuel Kant)

Re: Angst vor dem Leben mit Defi

#34
Hallo Ihr Lieben,

ja, das mit dem Kurzzeitgedächtnis, das ist so eine Sache!
Nach meinem Herzstillstand vor 14 Jahren und der anschließenden Reanimation (1 1/2 Stunden - wenn man erst 38 Jahre alt ist, kann man so was ab) war mein Kurzzeitgedächtnis auch verschwunden, weg, futsch, nix mehr da. Ohne Witz: die Mitarbeiter der Intensivstation mußten mir jeden Morgen von neuem erklären, wie sie heißen, welche Funktion sie haben, was am Tag vorher alles passiert ist und vor allem, was verdammt noch mal ich hier in der Klinik auf dieser Station zu suchen hatte!
Mir wurde später dann mal erklärt, daß die Region, in welcher sich quasi das Kurzzeitgedächtnis befindet, nach einer Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff zuerst absterben würde, also vor dem Langzeitgedächtnis. Und das stimmte voll: ich konnte Zahlen und Adressen auswendig nennen, die ich schon in meinem Langzeitspeicher abgelegt hatte, alles andere war weg.
Aber ich kann Euch trösten: es wird auch wieder besser, ich muß mir zwar immer noch einiges notieren, aber es ist nicht mehr mit damals zu vergleichen. Ich konnte also offensichtlich einen Großteil der Zellen schon wieder reanimieren.
Aber damals fand ich das schon schlimm. Es hat mich sehr verunsichert und ich habe mich dafür auch geniert, zumal ich vorher bei der Arbeit diejenige war, die sich alles merken konnte. Ich war in dieser Hinsicht echt fit.
Na ja, jetzt reicht mir das bißchen Hirn, das ich noch habe für den Alltag aus *grins*. So ein Dilemma: Hirn wird kleiner, Herz wird größer!

Ja Tina, Du mußt Dich tatsächlich noch in Geduld üben, auch wenn es schwerfällt. Ich weiß, daß es schwer ist , ein weiteres vermeintliches "Manko" akzeptieren zu müssen. Aber es wird besser werden und Du wirst sehen, daß auch Deine Lebenslust wiederkehren wird. Bei mir hat das jedenfalls bisher immer geklappt.

Und lasse Dich von allen anderen Ignoranten nicht verunsichern. Die haben alle keine Ahnung und wissen oft nicht, was sie überhaupt daherreden.

Einen geruhsamen Feierabend Euch allen
wünscht Carmen



Re: Angst vor dem Leben mit Defi

#37
Jetzt sag bloß noch, Du hast ALLES gelesen, Carmen ;-O ??
Ich war mal wieder so im "Schreibfluss"...und frag mich, obs die
Leute eigentlich überhaupt interessiert - oder ob sie
mittendrin evtl. gar einschlafen!!??
;-)

Liebe Grüße zurück an Dich, liebe Carmen!

PS: Habt Ihr´s bemerkt?>>> Der Mond nimmt eeendlich wieder ab!!!
Das heißt: eeendlich wieder n ordentliches Mützchen Schlaf!!!
Gute Nacht Euch allen wünscht
Bibbi


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Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
(Immanuel Kant)

Re: Angst vor dem Leben mit Defi

#39
Hallo Bibbi
Ich lese alles was hier geschrieben wird.
Dachte schon ich werde alt, weil gedächnis nachlässt. Aber wie ich es hier wieder mal lese, bin ich nicht der einzige.
Im KKH als es passierte, war ich mal da, dann war ich mal weg.
Ich hoffe das jetzt alles besser wird.
Bibbi, so mache ich es auch. Ich habe mich gleich am anfang reingehängt. Wollte mich nicht hängen lassen und kein Mitleid. Aber ab und zu ist ein trost angebracht. Und vorallem hilft es sich alles mal von der Seele zuschreiben. Es ist ein harter Kämpf, wenn man nicht will, dass man ..... (finde das wort nicht)!
Ich habe viel gewagt und auch immer einen Lob dafür bekommen. Was ist schöner, wenn man nach getarnter arbeit mit ein Blumenmeer belohnt wird und einen schönen Sommerabend.
Ich glaube viel hier wissen was ich meinte.

LG Andy


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Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) letzte Stufe am 2.2013! KHK! Arteriosklerose!

Re: Angst vor dem Leben mit Defi

#40
Hallo Bibbi,
das hast du wirklich schön geschrieben. Da finde ich mich auch wieder. Mir ging es anfangs auch so. Ich war nach ein paar Schritten fix und fertig, hatte ständig Angst und dachte:so das wars jetzt wohl. Ich hätte auch nicht geglaubt, dass es mir mal wieder so gut wie jetzt gehen würde. Ich kann ja wirklich fast alles wieder machen. Aber mein Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit haben auch etwas gelitten. Aber auch damit kommt man mit der Zeit zurecht.
Ich wünsche allen einen schönen Tag
Chris