Re: Alkohol

#21
    Zitat: Thorsten
    Hi Michael,
      Zitat: michael-berlin
      Ich bin den Leuten vom Krankenhaus noch immer dankbar und werde es weiterhin sein, daß sie mich 2 Wochen ins Koma gelegt haben (Natürlich aus anderen Gründen). Da habe ich den gröbsten Entzug sozusagen verpennt, den ich sonst NIE geschafft hätte. Ich mußte nach der Entlassung allerdings noch gute 3 Monate mit dem "Kopfentzug" kämpfen.
    ich lag auch 2 Wochen im Koma, es kann gut sein, dass ich damit auch den Entzug verpennt habe. Die Kopfgeschichte danach hatte ich allerdings nicht. Ein paar Gedanken ja und dass mir irgendwo in den Fingern was fehlte auch - aber ein Schmachter oder andere Entzugerscheinungen sind nicht aufgetreten. Andererseits gings mir damals auch viel zu besch...en als das ich mir darüber hätte Gedanken machen können.

    Gruß
    Thorsten



Vielleicht noch ein paar Sätze zu diesem Thema.

Mit Sicherheit hat dir dein Koma auch den Nikotinentzug bequem gemacht.
So würde ich das bei mir bezeichnen.

Mit dem "Kopfentzug" meinte ich keinen körperlichen, keinen "Schmachter" oder sowas in der Richtung. Der "Kopfentzug" war da, als ich nicht mehr im Krankenhaus war. Als ich zuhause am Schreibtisch saß (beispielsweise). Da lagen noch überall die Tabakkrümel rum, sogar ne Zigarettenschachtel und der Tabak-Gilb hing am Monitor, was mich früher eher nicht so sehr berührte. Es roch leicht nach Tabak. Wenn ich etwas gegessen hatte, zuckte die rechte Hand ganz leicht nach vorne und wollte wohl die Zigarette ...

Ich habe mich mal mit einem Arzt über dieses Thema unterhalten.
Der sagte mir, daß es bei Nikotin keinen körperlichen Entzug gäbe (wie z.B. bei Alkohol, bestimmten Medikamenten, gewissen Drogen). Der Nikotinentzug sei eine Sache der Psyche. Bei dem einen mehr ausgeprägt, beim anderen weniger. Du zitterst beispielsweise nicht beim Nikotinentzug, aber du kannst sehr aggressiv werden für Minuten oder auch sehr euphorisch. So war das bei mir... amals.. mit 22 oder 24 Jahren, als ich gelegentlich versuchte, das Rauchen aufzugeben. Nach spätestens 3 Tagen rauchte ich wieder.

Während der Reha habe ich auch zweimal an einer "Rauchersitzung" teilgenommen.
Bei der ersten Sitzung saßen 7 traurige Gestalten in der Halbrunde. Herzinfarkte und Hirnschläge diskutierten über das Rauchen. Zu der Zeit war ich seit ca. 7 Wochen ohne Nikotin und mächtig stolz. bezeichnete mich aber als Raucher. Außerdem der einzige Defiträger.

Was wurde sich da in die Tasche gelogen!

Ich erinnere mich an einen großen, dicken Berliner Kneipenwirt aus der Runde, der mehrmals beteuerte: "Früher hab' ick an die 60 jerocht. Jetzte nur noch 20. Ick bin zufrieden mit mir. Janz ohne jeht nich, dann werd ick zum Teufel".

Interessant waren auch die Ausführungen der hübschen jungen Dame, die die jeweils 30 Minuten moderierte (angeblich selber mal Raucherin gewesen).

Ihre These: Wir lernen das Rauchen und können es auch wieder verlernen. Das Gehirn macht beides: Es lernt und es kann verlernen.

Da ist was dran: Wie mühsam hab ich mir das Rauchen beigebracht mit meinen Freunden damals mit 15 Jahren? Die Übergänge zur Sucht hab ich nicht realisiert, als ich meiner Mutter ab und zu ne Zigarette aus ihrer Tasche klaute, weil ich keine hatte und kein Geld zum kaufen ...

Das Rauchen ist ein Ritual. Die ständig gleichen Bewegungen (ich stecke was in den Mund, ich mache das nach dem Essen, bei Stress oder auch nur mal so), dieses alles über Jahrzehnte täglich praktiziert, da lernt das Gehirn, sich entsprechend zu verhalten und will es immer wieder. also sollten wir uns nicht wundern.

Ebenso kann das Gehirn es auch wieder verlernen.
Das braucht allerdings auch ne gewisse Übung und Zeit.
Bei einem mehr, beim anderen weniger. Warum? Das weiß auch kein Doc.

Ich habe ( fast) fertig.

Als ich zum zweiten Mal an der Rauchersitzung teilnahm, waren neben mir nur noch ein Kollege und die Referendarin anwesend...

Wir haben uns gut unterhalten in diesem kleinen Kreis!



Re: Alkohol

#22
    Zitat: Tim
    Ist doch interessant wie wir uns gegenseitig hochpuschen mich eingeschlossen. Ich Rauche "nur" noch oder ich Trinke "nur" noch usw.
    Ich denke wir reden uns da was ein.
es ist immer ein Problem, wenn in einem Forum in der "Ihr" und in der "Wir"-Form geschrieben wird, Eigene Erfahrungen und Erkenntnisse bei anderen voraus zu setzen, zu Irritationen führt.

Ich selbst habe als gesunder Mensch die erfahrung gemacht, dass Alkohol mich z.B. bei dem Sport beeinträchtigt hat. Eine Bergwanderung, wenn man einen Abend vorher törgelen war, kann eine gefährliche und sehr strapaziöse Angelegenheit werden.
Wenn man zu einem Geschäftsessen Mittags den obligatorischen Aperitif, dann den passenden Wein und anschließend womöglich noch den Cognac oder Digestif konsumiert, man nachmittags mit einem gnadenlosen Leistungsabsacker zu rechen hat.

Natürlich ist Alkohol ein Genussmittel und vermittelt Wohlbefinden, aber bei einem kranken Menschen (und das bin ich nun mal) zusammen mit den Medikamentencocktails den ich täglich zu mir nehmen muss, lass ich die Finger vom regelmäßigen Alkoholkonsum.

Dass ich das Glück hatte von der Nikotinsucht loszukommen, dafür danke ich meinem Schicksal.
Nicht so sehr wegen meiner Gesundheit (oder was noch davon übrig ist) sondern weil dadurch meine Lebensqualität enorm gesteigert wurde und ich Höchstmass an Freiheit geniessen kann.

Aber das sind meine ureigensten Erfahrungen, die ich aber gerne mit anderen hier austauschen möchte.



Re: Alkohol

#23
Hallo Michael - und die anderen,

"Das Rauchen ist ein Ritual. Die ständig gleichen Bewegungen (ich stecke was in den Mund, ich mache das nach dem Essen, bei Stress oder auch nur mal so), dieses alles über Jahrzehnte täglich praktiziert, da lernt das Gehirn, sich entsprechend zu verhalten und will es immer wieder. also sollten wir uns nicht wundern."

Ja genau so ist. ich gleiche es z.Zt. haupsächlich durch essen aus - stecke halt ne Salzstange in den Mund. Zuviel Salz ist ..... - na ja schon der nächste Konflikt. Memo - esse aber auch verstärkt Obst, damit ihr nicht gleich glaubt, dass ich nur ungesund lebe (smile)
Michael - deine Geschichte könnte meine sein. Nur bin ich noch nicht drüber weg.
Aber diese Diskussion hier hilft mir schon - beim weitermachen "ohne" (Übrigens, eine Stange Zigaretten liegt immer Griff bereit. Nicht nur für Gäste. Weil ich der Meinung bin, dass der anhaltende Verzicht nur geht, wenn ich der Versuchung im Angesicht der Stange widerstehen kann. Mag vielleicht eine etwas merkwürdige Art der "Selbstdisziplin" sein. Wenn ich die Stange dann irgendwann verschenke, bin ich wahrscheinlich geheilt.)

@Brigitte

"sondern weil dadurch meine Lebensqualität enorm gesteigert wurde und ich Höchstmass an Freiheit geniessen kann."

Das ist es, was ich bislang noch vermisse. Zum einen fühle ich mich in meiner Freiheit - nämlich zu rauchen - eingeschränkt. Zum anderen horche ich in mich herein und stelle überhaupt keine Verbesserung meiner Lebensqualität fest, obwohl soviele - ähnlich wie du - davon schwärmen.
Vielleicht bin ich nach einem halben Jahr auch nur zu ungeduldig - oder die Gewichtszunahme nervt mich zu sehr ?
Ich müsste die Verbesserung der Lebensqualität irgendwie an etwas konkretem festmachen können, aber wie ?
Das einzig konkrete, was ich z.Zt. sehe, ist, dass ich Geld spare. Das überzeugt mich aber nicht wirklich.



"herzliche" Grüße

Re: Alkohol

#24
    Zitat: Kazumba
    Aber diese Diskussion hier hilft mir schon - beim weitermachen "ohne" (Übrigens, eine Stange Zigaretten liegt immer Griff bereit. Nicht nur für Gäste. Weil ich der Meinung bin, dass der anhaltende Verzicht nur geht, wenn ich der Versuchung im Angesicht der Stange widerstehen kann. Mag vielleicht eine etwas merkwürdige Art der "Selbstdisziplin" sein. Wenn ich die Stange dann irgendwann verschenke, bin ich wahrscheinlich geheilt.)
obwohl Du ja die Sucht noch nicht überwunden hast ,dann doch mit einer Stange Zigaretten in Reichweite nicht zu rauchen, das halte ich für "heroisch".
Ich hoffe so sehr für Dich, dass Du es schaffst.
Aber bitte verschenke die Zigaretten nicht weiter, sondern befördere sie mit einem Kick in den Mülleimer.

    Zitat: Kazumba
    Das ist es, was ich bislang noch vermisse. Zum einen fühle ich mich in meiner Freiheit - nämlich zu rauchen - eingeschränkt. Zum anderen horche ich in mich herein und stelle überhaupt keine Verbesserung meiner Lebensqualität fest, obwohl soviele - ähnlich wie du - davon schwärmen.
    Vielleicht bin ich nach einem halben Jahr auch nur zu ungeduldig - oder die Gewichtszunahme nervt mich zu sehr ?
    Ich müsste die Verbesserung der Lebensqualität irgendwie an etwas konkretem festmachen können, aber wie ?
in dem die Zigarette nicht mehr Dein Denken bestimmt und Du nichts mehr kompensieren musst. Das merkt man aber erst wenn man es wirklich geschafft hat.
Hab noch etwas Geduld, Du wirst sehen es lohnt sich. Es ist ein anderes besseres Leben.

    Zitat: Kazumba
    Das einzig konkrete, was ich z.Zt. sehe, ist, dass ich Geld spare. Das überzeugt mich aber nicht wirklich.
Das glaube ich Dir gerne - und wenn die Schachtel 20.-€ gekostet hätte - ich hätte zwar mächtig geschimpft auf den rachgierigen Staat z.B. aber ich hätte weitergequalmt.
In einer stillen Stunde hab ich mal nachgerechnet, was ich so geldmäßig verpafft habe und ich habe für MICH festgestellt, dass ICH ein ziemliches Rindvieh war - mit Verlaub - aber was auf mich zutrifft muss nicht für andere gelten, das ist auch klar.



"herzliche" Grüße[/quote]

Re: Alkohol

#25
Nein - liebe Brigitte,

"Aber bitte verschenke die Zigaretten nicht weiter, sondern befördere sie mit einem Kick in den Mülleimer."

das werde ich bestimmt nicht tun ! - einen lieben, rauchenden Freund/in werde ich beglücken.
Weil ich niemals zum militanten - bestenfalls zum einsichtigen - Nichtraucher werde !
Zu sehr habe ich unter militanten Nichtrauchern über Jahrzehnte gelitten, heutzutage gilt es gar als Schick, nicht zu rauchen .... und Nichtrauchergesetzte werde ich nie - als Einschränkung der persönlichen Freiheit - akzeptieren. Trennung der beiden "Glaubensrichtungen" auf freiwilliger Basis ist o.k.
Aber das geht jetzt ein bissel zu weit - spielt in meiner allgemeinen Einstellung über mein ganzes Leben - staatlichen Einfluss auf meine persönliche Freiheit auf ein absolutes Minimum zu beschränken ( im Zweifelsfall ohne) - die höchste Priorität.
Da nicht rauchen "im Trend" liegt, würde ich eigentlich lieber rauchen, um gegen den Strom zu schwimmen. So war - und ist meine Natur.



"herzliche" Grüße

Re: Alkohol

#26
Naja, meist zwingen die vielen Rauchenden aber die Nichtraucher, passiv mitzurauchen, indem sie an den Ein- und Ausgängen herumstehen, wo alle zwangsläufig durchmüssen - oder noch schlimmer: die Toiletten verpesten, wo es nicht so schnell auffällt, daß trotz Verbot geraucht wurde.
Gegen den Strom schwimmen kann man noch mit tausenden von anderen, harmloseren Dingen als mit der Einnahme von Drogen.



Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Alkohol

#27
Nun Ja - wir kommen da nicht auf einen gemeinsamen Nenner.
Ich bin halt grundsätzlich gegen staatliche Eingriffe / Verbote - will mich nicht gängeln lassen. Ich stelle Toleranz über mögliche Gefährdungen, denen ich im Zweifelsfall ausweichen kann.
Bis vor einem halben Jahr habe ich einfach Orte gemieden, wo Raucher nicht willkommen waren - warum sollte es nicht umgekehrt auch so sein (zumal, wenn die Orte z.B. klar gekennzeichnet sind) ?
Mal abgesehen von Orten, wo jedermann gezwungen ist hinzu gehen z.B. öffentliche Behörden.
Fazit für mich - ich meide Menschen, die militante Nichtraucher sind.

p.s.: Zwischen "Drogen" und Drogen mache ich einen signifikanten Unterschied.



"herzliche" Grüße

Re: Alkohol

#29
Dicht gedrängt direkt an den Eingangstüren sind sie sicher nicht ganz besonders willkommen - dort halten sich die meisten Raucher aber bevorzugt auf. Da muß man durch, ob man nun will oder nicht, als Nichtraucher. Ich meide Raucher - während sie rauchen.



Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Alkohol

#30
Rauchen und trinken sind nicht nur zu verdammende Suchtgebilde, sondern durchaus auch absoluter Genuss und Lebensgefühl.

1) Rauchen
Ich habe seit meinem 14.Lebensjahr geraucht und immer mal wieder für vielen Jahre zwischendurch aufgehört, wieder angefangen, wieder aufgehört....
Mit großem Genuss habe ich zuletzt Pfeife und Zigarre geraucht.

Nun rauche ich seit 2 Jahren mal wieder nicht mehr.

Warum ich aufgehört habe ? Hatte mit Gesundheit nichts zu tun. Ich war es einfach leid , da ich 200 Tage im Jahr um die Welt reise, immer und überall schlechter behandelt zu werden als jedes Tier. Eingepfercht in Glas-Container am Flughafen, wo 10 Leute reingehen, schon 12 drin waren, und ich mich als 13.ter noch dazu bedrängelt habe..

Mein Kardiologe sagt, rauchen wäre nicht meine Baustelle, wenn ich es täte, da bei mir eine KHK ausgeschlossen ist.

Ich könnte morgen wieder anfangen und mit Genuß das gleiche Kontingent rauchen wie früher.... tue ich aber aus o.g. Gründen nicht.

2.) Trinken
Da habe ich das größere Problem mit, wiewohl ich Problem hier nicht als Sucht definiere.

Ich bin absoluter Fan deutscher Weine, und zwar Rot wie Weiß.

Auch ein gutes Bier trinke ich sehr gerne.

In den Sommermonaten verbringe ich meine Wochenenden in einer Marina auf meinem Schiff. Dort gibt es eine Kneipe, die nur Warsteiner zapft. Für mich das schlechteste Bier, das es gibt, weil sehr süß. Also trinke ich oft Rotwein. Dann kommen Bootskameraden, die einen ausgeben. Was nehme ich ? (Flasche Wein geht nicht, Bier schmeckt da nicht) - Schnaps. Das können dann schon mal 5 - 10 am Abend sein.

Darüber hinaus liebe ich unsere Schützenfeste im Dorf/Nachbardörfer.
Da gibt es herrliches Bosch-Bier. Was soll ich denn da sonst trinken, wenn nicht Bier.

Das mag sich jetzt für manchen wie Alkoholiker anhören. Kann dazu nur sagen, bei mir zittert nichts, der Körper hatte überhaupt kein Problem mit dem 3monatigen Alkverzicht seit der Novemberdiagnose.
Selbst meinen 50ten Geburtstag habe ich ohne Alkohol gefeiert.

Aber, nach vorne schauend, geht mir eben extrem viel Lebensqualität und Genuß verloren, wenn ich auf meine "Bootabende" oder meine Schützenfeste verzichte.

Alkohol freies Bier finde ich extrem ekelig, Alkohol freien Wein kaum zu bekommen. Cola-Fanta ist mir viel zu süß, Wasser zu trist......

Was bleibt dann noch ?

Gruß
Dieter




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Dilatative Kardiomypathie, non-compaction Kardiomyopathie, linker ventrikel stark vergrößert, KHK ausgeschlossen, EF 20, Defi Empfänger März 2011. Insulin pflichtiger Diabetes Mellitus.
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