Uniklinikum Marburg

#1
Hallo,

Nachstehend meine Erfahrungen mit dem Uniklinikum Marburg.

Einbestellung am Donnerstag, d. 17.03.2011 mit der geplanten Maßnahme Implantation AICD und zur Abklärung verdacht non-compaction .

Pünktlich um 09:00uhr zur zentralen Bettenvergabe, wo nach dem Ziehen der wartenummer auch sehr schnell ein Schalter frei wurde. Eine Viertelstunde später stand ich vor dem Stationszimmer Station 131, wo mir ein paar formale Fragen gestellt wurden und ich gebeten wurde, an einem Tisch im Flur Platz zu nehmen. 3 Stunden später wurde mir dann im Flur Blut abgenommen . Wiederum 2 Stunden und ein Mittagessen im Flur später zum
UKG und Belastuns EKG geführt , wo mit überschaubarer Wartezeit die Untersuchungen gemacht wurden.

Danach zurück auf den Stationsflur. Hier konnte ich dann einem kollabierenden Mitpatienten insoweit helfen, dass ich ihm unter die Arme griff, damit er nicht auf den Fußboden aufschlägt.

Nach zwei weiteren Flurstunden wurde dann eine Kardio-MRT gemacht.
Tolles freundliches Personal, dass die gute Stunde Untersuchungszeit schnell vergehen liess.

Zurück af "meinen" Stationsflur verabschiedete sich um 18:30 dann ein ebenso an diesem Tag einbestellter Mitpatient, ging wieder nach Hause, und liess sich auch nicht mehr umstimmen.

Um 22:00 Uhr bekam ich dann ein Bett und ein Zimmer .

Die 2 Bettzimmer sind neu und freundlich gestaltet, dass Badezimmer sehr gut und funktionell.

Am nächsten Tag blieb ich nüchtern, es sollte eine Katheteruntersuchung mit Biopsie stattfinden.

Die tagsüber einsetzende Sonne schien auf die beiden Zimmerfenster zur Südseite . Rollos funktionierten nicht, Gardinen gab es keine. Also mussten aus Bettlaken schnell welche gebastelt werden.

Um 16:00 Uhr dann die Info, dass die Untersuchung nicht mehr stattfindet.
Als Diabetiker den ganzen Tag umsonst gefastet.

Samstag und sonntag passierte gar nichts.

Am Montag wieder vorgesehen für die Biopsie. Entsprechend nicht gefrühstückt, nicht zu Mittag gegessen.

Jetzt ist es 15:00 Uhr. Mit Sicherheit findet die Untersuchung heute nicht mehr statt.

Ich bin also jetzt 5 tage hier in der Klinik .

Gemacht wurden die MRT, die mein Kardiologe nicht machen konnte. Das UKG und EKG hätte er problemlos machen können.

Bei diesem Chaos hier habe ich nicht das Vertrauen mir einen AICD implantieren zu lassen.

Dass die Stationsschwestern dabei alles versuchen, ist noch bewundernswert, bekommen sie doch den Missmut dieses Chaos jeden Tag zu Spüren.

Ich habe versucht in meiner Darstellung zurückhaltend nicht zu beschreiben, wie ich darüber denke oder wirklich fühle. So habe ich mich seit Jahren innerlich nicht mehr aufgeregt.
Ich fände es gut, wenn hier mehr über positive oder negative Erfahrungen mit Kliniken gesprochen würde.

Dann wüsste ich, wo ich evtl meinen ICD einpflanzen lassen würde. Hier definitiv nicht.


Gruß
Dieter


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Dilatative Kardiomypathie, non-compaction Kardiomyopathie, linker ventrikel stark vergrößert, KHK ausgeschlossen, EF 20, Defi Empfänger März 2011. Insulin pflichtiger Diabetes Mellitus.

Re: Uniklinikum Marburg

#2
Hammer....

da kann ich das Augustinum in München wärmstens empfehlen.

Kleine Klinik, Top Personal, sehr gute Ärzte

Chefarzt:
Prof. Dr. med. Michael Block

(einigen sicher durch seine Mitarbeit im Defi-Umfeld bekannt)

Alles in Ruhe gelaufen, Zimmer sofort bezogen, alle Untersuchungen innerhalb 3 Stunden mit maximal 15 Minuten Wartezeit absolviert.

TOP Implantationsklinik!


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nein, ich will nicht in den Himmel - da kenn ich ja keinen......

Re: Uniklinikum Marburg

#3
Hammer ja, und gleichermaßen Ausdruck unseres Gesundheitssystems.
Überall nur Kohle machen und blenden.
Ich glaube Dein Bericht ist nicht sonderlich überzogen. Im Gegenteil, ein Ausschnitt aus bundesdeutschem Klinikbetrieb. An der Front halten die Pflegekräfte den Schädel hin, weit oben aber wird abkassiert! An der Basis keine Struktur und Organisation, Sparen am Personal - denn DAS kostet!
Wo werden die neuen Paläste dieses Jahrhunderts gebaut? Krankenkassengebäude, Banken/Versicherungen, Chemie und Pharma und bis vor Kurzem Atomkraftwerke und deren Betreiber ....
Ich selbst bin da - da aus der Branche (Krankenpfleger) - weniger empfindlich, um nicht zu sagen abgestumpft-verständnisvoll. Ähnliche Erfahrungen kann ich aus "Erfahrung" als betroffener Patient zuordnen und geduldig bleiben. Aber wenn Du meine Frau fragst, wie ich mich schon ereifert und aufgeregt habe, dann sitzt ein Teil davon wohl auch in meinem Herzen.......
Ich habe aber auch teilweise sehr gute Erfahrungen gemacht. Empfehle da mal den Professor Wichter im Marienhospital Osnabrück.
LG
MIchael


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Biotronik, Lumax340 VR-T XL; ARVCM, 59 J., www.arvcm.cabanova.de
Das beste Deutsch ist, das vom Herzen kommt. (Sprichwort)

Re: Uniklinikum Marburg

#4
Hallo,
meine Katheteruntersuchung hat auch erst im zweiten Anlauf geklappt.
Erst Donnerstag und Freitag, dann haben sie mich auf mein drängen fürs Wochenende entlassen.
Dann Montags wieder rein und Dienstag bin ich dann Heim.
Mir wurde aber auch gleich gesagt das ich in der Warteschleife bin.
Da kamen immer wieder akute Herzfälle rein und die gehen vor.
Auch hier in Augsburg war das Personal klasse.

Übrigens hab ich mir dort auch den Defi verpassen lassen.
Einwandfrei.



Ich habe vor, ewig zu leben - so weit, so gut


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Langfristig gesehen-sind wir alle tot

Re: Uniklinikum Marburg

#5
Das klingt alles sehr unerfreulich, was du da schreibst. Auch ich kenne lange Wartezeiten in Krankenhäusern, aber im Zusammenhang mit meiner Defi Implantation kann ich eigentlich nicht meckern.

Ich habe meinen Defi in der Uniklinik Bonn bekommen. Ein paar Dinge hätten besser laufen können, aber es war eigentlich soweit OK. Ich würde meinen damiligen Ärzten die Note 2 = gut dafür ausstellen.
Allerdings war das 2003, was ja nun auch schon wieder eine Weile her ist und ich weiß nicht, ob die Ärzte, die ich damals hatte, heute noch da sind.

Nach meiner Erinnerung ging ich am Di, 4.2. ins KH, weil ich einen Termin zum Herzkatheter hatte.
Die Blutabnahme wurde auch noch auf dem Flur gemacht und mir wurde dort ein Zugang gelegt. Ich wurde zum EKG geschickt und hab auch da nicht mehr als etwa 30 min. warten müssen, außerdem wurde ein Ultraschall gemacht. Auch dort war ich direkt dran.
Ich schätze so gegen Mittag bekam ich dann ein Bett in einem 3-Bett Zimmer, denn ich durfte dort bereits zu mittag essen.
Dem folgte ein Schluckultraschall NACH dem Mittagessen, weil sie den wohl nicht von Anfang an eingeplant hatten.
Das ging aber dann auch soweit gut.

Im Laufe des Tages kamen dann mehrere Ärzte und erklärten mir was sie am nächsten Tag mit mir vor hatten.
Mein Termin sollte gegen 11 Uhr sein.

Ich glaube, gegen 13:30 haben sie mich dann am Mittwoch tatsächlich geholt.

Der Herzkather verlief schlecht für mich, weshalb ich auf der Notaufnahme landete, wo man mir dann aus heiterem Himmel einen Implantationstermin für den nächsten Tag anbot.
Da ich vorher noch nicht mit diesem Thema konfrontiert worden bin, war ich gelinde gesagt überrascht und wusste nicht was ich tun sollte. Da war die AiPlerin wohl nicht richtig informiert gewesen...
Mein "Haus-Kardiologe" war zudem gerade im Urlaub.
Ich bat mir Bedenkzeit aus, kam auf die Überwachungsstation und stimmte nach vielen Gesprächen mit den Ärzten und meiner Familie dann schließlich zu.

Freitags folgte dann die Implantation auch alles meine ich relativ termingerecht, aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Ich denke, wenn ich lange hätte warten müssen, hätte sich das in mein Gedächtnis eingebrannt. ;)
Den Freitag durfte ich dann in einem 1-Bett Zimmer für Privatpatienten mit eigenem Bad verbringen, weil sie gerade kein anderes Bett frei hatten. Ich fand das sehr angenehm, weil ich dort meine Ruhe hatte und in dem Bad so viel Platz war, dass ich auf einem Hocker vor dem Waschbecken sitzen konnte und mich mit gaaanz langsamen Bewegungen etwas frisch machen konnte.

Samstag gings dann zurück auf die 'normale' Station ins 3-Bett Zimmer.
Am darauffolgenden Mittwoch bin ich dann entlassen worden.

Geärgert hat mich vor allem diese Krankenhausvorschrift, dass stationär aufgenomme Patienten dort immer einen Zugang haben müsen.
Die haben mir so viele Zugänge gestochen, die sie nie benutzt haben, weil die immer dann, wenn sie sie benutzen wollten, zu waren, dass ich als ich irgendwann keine vernünftige Stelle übrig hatte.
Aber ich vermute mal, dass das überall das Gleiche ist.



Wenn wir aufhören zu Leben, weil wir uns vor dem Tod fürchten, dann sind wir schon gestorben.

Re: Uniklinikum Marburg

#6
Jaja, stationär = sofort mal irgendwohin einen Zugang, wer weiß... Das kenne ich auch. Naja. Gehört wohl mit zur Routine...



Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Uniklinikum Marburg

#7
Hallo,

Heute ist die Biopsie gemacht worden.

Die reine medizinische Behandlung scheint mir hier in Marburg sehr professionell zu sein.
Leider habe ich die Biopsie selber nicht gut vertragen, die Stunden danach auch noch mit Durchfall gekämpft . Wahrend dieser Zeit stand mir das Pflegepersonal sehr zügig zur Seite

24 Stunden Druckverband und nach 9 Stunden darf ich jetzt wieder aufstehen.

Auch fand ich lobenswert, dass sich der Oberarzt nachmittags noch mal sehen lies.

Wie es jetzt weitergeht berichte ich in den nächsten Tagen.

Gruß
Dieter


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Re: Uniklinikum Marburg

#8
Hallo,

Mittlerweile hat sich zwischen dem Oberarzt und mir ein echtes Vertrauensverhältnis entwickelt. Er kam heute morgen und ich konnte ausführlich mit ihm meine defi Fragen abarbeiten. Er respektiert, dass ich mich nicht einfach hingeben kann.

Unsere gemeinsame Entscheidung : wir implantieren einen defi von St Jude mit Home Monitoring .
Warum HM: Ich bin beruflich viel auf Reisen und bezeichne mich als Angstpatient. Wenn ich mal in Singapur bin und fühle mich komisch, kann ich über das Home Monitoring meine Angst/Sorge "behandeln"

Ich werde mir den defi doch hier in Marburg setzen lassen.

Jetzt im Moment ist die Angst vor der OP sehr gross . Ich versuche vom Kopf her dagegen zu arbeiten, es fallt mir aber sehr schwer, zumal ich eben gestern durch diese Angst Katheter und Biopsie schlecht vertragen habe.

Zur Uniklinik :
Das Chaos der Organisation und Koordination ist weiterhin täglich spürbar.
Wie gesagt, eindeutig zu viele Patienten , die hier durchgeschleust werden.
Schliesst man jetzt noch das katheterlabor und die Herzkreisllaufklinik in Bad Berleburg , kommen noch mehr Patienten aus dem Wittgensteiner, siegerländer und Sauerlander Raum auf Marburg zu.

Schwestern, Pfleger und Ärzte sind super, aber leidtragende Wirtschaftsunternehmen Uniklinikum . Ich möche mal einen Verwaltungsangestellten der Klinik als Patient erleben. Wahrscheinlich lebt der im Einzelzimmer ,hat keine Wartezeiten bei Aufnahme oder vor den Untersuchungen . Insofern erleben die nicht am eigenen Leib, welches Chaos sie hier erzeugen.

Ich berichte , wie es weiter geht


Gruß
Dieter


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Re: Uniklinikum Marburg

#9
Hallo,

Ich Berichte weiter ab letzten Mittwoch nach der Biopsie.

Noch am Mittwoch hatte ich ein Anästhesie Gespräch und wurde für Donnerstag auf den op Plan zur defi Implantation gesetzt.

Dort grosse Aufregung. Ichnehme metformin gegen Diabetes und hätte es 48 Stunden vorher absetzen müssen , da Vollnarkose geplant.

Also von Donnerstag auf Freitag auf den op Plan geschoben.

Am Donnerstag ging es mir nicht gut, deswegen Verschiebung op auf Montag, worüber ich froh war.

Am Montag dann AICD Implantation eines St. Jude , ohne Home Monitoring . Diese Info war beim Operateur nicht angekommen.

Jetzt ist es Dienstag Abend .

Die Nacht war dank novaminsulfon Tropfen ok.
Die post eperativen schmerzen sind ok.

Als Linkshänder aber alles sehr gewohnungsbedürftig , von zur toilette gehen, übers waschen, anziehen, ja - selbst hier am iPad schreiben.

Sobald ich draussen bin folgt noch ein Fazit zur Uniklinik Marburg.

Gruß
Dieter


Am Freitag kam ein junger Arzt zur Blutabnahme. Ich frug "warum", was er


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Re: Uniklinikum Marburg

#10
Hallo,

Gestern, am Donnerstag , bin ich entlassen worden.

Zumindest an dem Tag hat alles wunderbar geklappt, der Arztbrief war um 10:00 Uhr fertigt.

Ich bin Perfektionist . Deswegen enttäuscht es mich wohl besonders, wenn in einer Klinik vieles nicht funktioniert.

Das grosse Manko in Marburg ist die mangelnde Koordination und Kommunikation zwischen den Abteilungen und die viel zu hohe patientenzahl im Verhältnis zur Personal- und Gerätekapazität.

Fehlende Kommunikation führt zu mangelnder Behandlung ( zb unnötige blutabnahmen die post-operativ gemacht wurden obwohl op noch gar nicht war, bestellter Home Monitoring defi wurde nicht implantiert, sondern Standard Gerät....) , anachronistische EDV Methoden zu fehlenden Informationen (verschlampen von Anästhesie Zettel, Medikamentenzweifel...)

Da könnte man sich richtig austoben , Kommunikation und Dokumentation zu optimieren.

In sich funktionieren die einzelnen Abteilungen gut. Die medizinische Qualität ist unumstritten gut. Die Pfleger und Schwestern auf meiner Station mussten sich dem Frust der Patienten hingeben, meisterten das meistens mit Bravour.

Ich kann für das Uniklinikum nur hoffen, dass man diese Schwachstellen schnell in den Griff bekommt.

Unter den aktuellen Umständen würde ich die Klinik nicht empfehlen.

Gruß
Dieter


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