Re: Selbsteinschätzung und Vertrauen zu Ärzten!

#32
Hhm,
ich sehe den Unterschied zwischen Mann/Frau nicht.
Wenn ich mit meine 188cm in die Trambahn oder in den Zug einsteige,
steht für mich auch keiner auf.
Ich denke mir dann auch manchmal, als schwerbehinderter Rentner sollte ich das einfordern.
Ist mir aber letztlich zu blöd.
Es sieht man mir halt nicht an.
Was aber auch wieder angenehm ist.


Gruß

Mike


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Langfristig gesehen-sind wir alle tot

Re: Selbsteinschätzung und Vertrauen zu Ärzten!

#33
@ Baerbelchen

Ich verstehe deine Argumente gut... das mit dem Formularkrieg ist irre... aber das ist hier in der CH auch nicht besser... ich habe manchmal bei den Allgemein Medizinern das Gefühl, dass ich zu wenig krank aussehe (auch ohne Jade =))und darum nicht ernst genommen werde... Klage nicht dauernd oder zu wenig intensiv und somit wird man weniger ernst genommen und oft "einfach" abgespiesen... gerne auch mal mit psychologischen-argumenten... grmpf...

dass es ein Problem Frau/Mann ist kann ich zu wenig beurteilen... aber Mein Dad hat einen Schrittmacher (Vorhofflimmern) und der wird definitiv zu wenig ernst genommen mit seinen Problemen... alles immer nur "altersbedingt" Er ist ja auch SCHON 65!!!! hahaha... aber dass es ihm dreckig geht und man mal genauer hinschauen müsste betreffend Nebendiagnosen, neee, das wäre mit Aufwand Verbunden und da musst du schon "halbtot" sein damit was geht...

Ich glaube ich habe einfach Glück mit meinem Kardiologen, aber Er ist auch wirklich der Einzige Arzt der meinen gebotenen Respekt als Doktor erhält. Schon mein Hausarzt ist auf gut Deutsch ne "Pfeiffe"! Da geh ich hin uns sag ihm was ich brauche...

i.



Re: Selbsteinschätzung und Vertrauen zu Ärzten!

#34
Ja, es ist schwierig, daß uns keiner was ansieht. Ich denke auch manchmal, ich sollte mir den Platz, z.B. im Bus, einfordern. Mit meinen 30 jungen Jahren - und ich habe immer schon noch jünger ausgesehen - sieht man auch mir nix an. Es ist vorgekommen, daß ich mich in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch sonst wo einfach auf den Boden gesetzt habe - zum Betteln oder gar Kämpfen fehlt manchmal die Kraft. Spätestens dann ist allerdings schon meist jemand für mich aufgestanden.


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Selbsteinschätzung und Vertrauen zu Ärzten!

#35
zur fragestellung kann ich folgendes sagen.
es ist von unschätzbaren vorteil, so viel wie möglich über die eigene erkrankung in erfahrung zu bringen, und sich somit zu seinem eigenen "fachmann" zu machen. im laufe der zeit lernt man auch seinen körper, seine symptome zu verstehen und zu interpretieren, dies kann niemand so gut wie du selbst. intuitiv macht man auch vieles richtig, ohne es medizinisch fachlich erklären zu können.
ich habe in den vergangenen jahren ein verlässliches gespür dafür entwickelt, welchen ärzten ich vertrauen kann.
mir ist in den 16 jahren meiner krankheit so viel ärztliche inkompetenz begegnet, dass ich zeitweilig den glauben an diesen berufsstand verloren habe.
daraus resultierte ganz automatisch, dass ich mich mit meinem krankheitsbild befasst habe und so viel medizinischen input wie möglich konsumierte.
das internet ist allerdings mitunter eine trügerische informationsquelle, weil es bei google und co. eben viele unqualifizierte beiträge gibt, die mehr angst und verwirrung stiften, als fragen zu beantworten.
ich habe mir kardiologische, internistische und notfallmedizinische literatur im fachhandel gekauft und reihte mich an der kasse neben studenten und ärzten ein.
ich weiß noch, dass im kittel des stationsarztes der kardiologischen abteilung immer der "klinikleitfaden kardiologie" steckte.
die gleiche lektüre lag auch in meinem nachttisch :-)
so waren wir beide zumindest immer auf "augenhöhe" informiert.


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Restriktive Kardiomyopathie, Zustand nach Reanimation bei Kammerflimmern und mehrfacher VT, Defi-Implatation 1998, Perikarderguss mit Herzversagen u. mehrstündiger Reanimation 1999

Re: Selbsteinschätzung und Vertrauen zu Ärzten!

#36
Ärzte sind schon eine Species für sich.
Mit meinem Hausarzt komm ich super klar, der probiert nicht lange rum sondern überweist/verweist schnell an die Kollegen vom Fach.
Hat mir z.B. bei er Blinddarmentzündung in so fern geholfen,
dass ich 1 Std. nach dem Hausarztbesuch schon auf dem schmalen Tisch lag.
Was mich im KH immer wieder stört, ist die Tatsache, dass man mir klarmachen will, dass meine Empfindungen-Signale vom Körper- so gar nicht sein können. Vor der großen Defi-Aktion hatte ich mehrmals so heftig Rhythmus Störungen, dass ich mit tatüta ins KH gefahren wurde. Dummerweise waren die Rhythmus Störungen bei Ankunft schon wieder vorbei.
Beim 4. Mal hat die Notärztin die Rhythmus Störungen aufzeichnen können und dies auch im KH so weitergegeben. Ab da ging es seinen normalen Gang, wobei immer wieder Überzeugungsarbeit nötig war.
WAs mich heute noch stört ist die Tatsache, dass die sog. Arztbriefe so verklausuliert geschrieben sind, dass es nur mit Google und dem guten Hausarzt möglich ist, zu verstehen was konkret Sache ist. Gespräch mit dem Arzt im KH ist nicht zwingend übereinstimmend mit dem, was im Brief steht.

@Ulla
Es wird den Männer gern unterstellt, dass Sie im Gegensatz zu den Frauen schon sehr wehleidig sein können. Kann man so sehen, ich glaube aber, dass ein Stück weit das Rollenverständnis für die Frau 8seitens der Gesellschaft)daran Schuld ist,
das es Frauen nicht zugestanden wird, mal nicht zu funktionieren.(zu dürfen)

Re: Selbsteinschätzung und Vertrauen zu Ärzten!

#37
Also ich finde die Unterscheidung zwischen Mann / Frau so nicht richtig.
Es mag da ja Unterschiede in der Lebenseinstellung und bei der Wahrnehmung durch andere geben, aber in der Reha hab ich gelernt, das wir Herzpatienten allgemein zu einer speziellen Risikogruppe gehören :

Wir sind meist die Macher - oder besser : die SELBER - Macher.
Entweder wir denken wir könnten es sowieso besser, oder wenn wir es selber machen, dann ist es auch richtig gemacht und so wie wir es wollen,
oder wir wollen die Anderen mit der Arbeit nicht belästigen und machen es schnell selber - soooviel Arbeit ist es ja nicht - - -
aber das summiert sich !

Wie Ulla schreibt :
" Haushalt? Na gut, Putzfee fürs Gröbste! Den Rest- mach ich! Check!
Essen kochen? Außer mir kanns keiner....also- Check!
Einkaufen? Hach du meine Güte, ich bin doch eh mit dem Auto
unterwegs....Check! "

Wir haben einfach nicht gelernt zu delegieren - wenn man mal da drin ist merkt man es garnicht.

Und daher kommt vielleicht auch unser Auftreten bei Ärzten :
Erstmal wird der Besuch beim Arzt so lange rausgeschoben bis nichts mehr geht,
dann sagt man nicht "ich bin todkrank", sondern eher - "mir gehts nicht so gut"
und wenn man dann noch eine Antwort bekommt wie Iréne :
"das ist altersbedingt" ( mit 44 ! HaHaHa ) dann denkt man halt : nicht so schlimm, ich mach weiter.

Da haben uns die Hypochonder einiges voraus - Es gibt Leute, die sind in einem Monat öfter krank als ich in einem Jahr ! Beneidenswert .......

LG Hannes



Re: Selbsteinschätzung und Vertrauen zu Ärzten!

#38
Ich möchte mich bei diesem Thema meiner Namensvetterin anschließen.
Es liegt im eigenen Interesse sich zu informieren, damit man zumindest ansatzweise beurteilen kann, ob ich die Dinge, die der Arzt da vorschlägt für sinnvoll und richtig halte.
Schließlich ist es mein Leben.

Dadurch dass ich einen angeborenen Herzfehler habe musste ich mich schon als Kind mit der Frage beschäftigen, was gut für mich ist und was nicht und meine Mutter hat mir auf den Weg gegeben, dass ich immer sagen soll wie es mir geht und nicht zu allem "Ja und Amen" zu sagen.

Sie ist da dankenswerterweise voraus gegangen, als sie im Säuglingsalter merkte, dass mit mir etwas nicht stimmt und hat sich so lange informiert und Meinungen eingeholt, bis sie sicher war wirklich das Beste für mich zu tun.
Vielleicht wäre ich nie auch nur 2 Jahre alt geworden, wenn sie das nicht getan hätte, denn auch so langen meine Überlebenschancen nicht gerade hoch.

Ich kann mich erinnerin, dass ich mich das erste Mal mit 4 Jahren beschwert habe und zwar über die Digitalistropfen die ich damals nahm.
Irgendwie vertrug ich dadurch die Sonne schlechter, in meiner kindlichen Wahrnehmung und sagte das auch meiner Mutter. Es hat nicht lange gedauert, da haben die Tropfen der Vergangenheit angehört und das war deutlich besser für mich.

Als man mir dann mit 13/14 Jahren irgendwann Cordarex (Amiodaron) geben wollte, da hat mich meine Mutter auch immer intensiv in die Entscheidung einbezogen und wir haben nachher gemeinsam entschieden, dass ich das nicht will.
Ich kann mich auch noch erinnern, dass meine Mutter den Kinderkardiologen gefragt hat, was er denn tun würde, wenn es seine Tochter wäre. Da hat er dann gesagt, dass er das Medikament eher nicht geben würde...
Dann haben wir nach Alternativen gesucht und ich bin schließlich bei Sotalol gelandet, das ich auch heute noch nehme und bei dem Kardiologen, zu dem ich heute noch gehe.
Und da muss ich wieder sagen, wer weiß wie es mir heute ginge, wenn wir nicht kritisch nachgefragt hätten.
Mein(e) Kardiologe(n) sind Menschen und für sie bin ich auch ein Mensch, der ein Leben hat und nicht nur ein Name auf einer Akte.
Bei diesen beiden kann ich mir sicher sein, dass sie mir nichts empfehlen würden, von dem sie nicht 100%ig überzeugt sind und das kann mir kein Geld der Welt aufwiegen.
Es ist schlimm, wenn man das Gefühl hat, den eigenen Ärzten nicht vertrauen zu können bzw. denen egal oder lästig zu sein.

Ich bin nie gerne im KH und sehe immer zu, dass ich so schnell wie möglich wieder da raus bin.
Ich habe aber schon erleben müssen, dass ein Arzt, damals als sie noch ihre Betten über das WE belegen mussten, ABSICHTLICH falsche Unterlagen an die Radiologie gefaxt hat, damit ich eine abschließende Untersuchung vor dem WE nicht mehr bekomme und daher auf Station bleiben muss. Weil mich damals die Aussicht auf ein WE auf der Station so deprimierte und ich mich so nett mit dem Arzt aus der Radiologie unterhalten hatte, habe ich dann einen Ausflug dorthin unternommen und gefragt, ob ich nicht einfach warten könne und sie mich irgendwann im Laufe des Tages noch einschieben könnten, ich wäre ja eh da und hätte Zeit.
Der meinte damals das sei kein Problem, aber er habe keine Unterlagen von mir, die solle ich doch mal von der Station holen gehen. Gesagt, getan und dabei besagten Arzt getroffen, der mehr oder minder zugab falsche Akten an die Radiologie geschickt zu haben...

Das Ende vom Lied war, dass ich vor dem WE nach Hause durfte und mein Vertrauen in Ärtze (mal wieder) einen deutlichen Knacks bekommen hatte.

Ich habe auch schon erlebt, dass mich ein Orthopäde bat, ich möge ihm doch bitte zeigen, wo auf dem Röntgenbild denn die Zyste in meiner Wirbelsäule sei, er könne die nicht finden...
Die war sogar eingezeichnet. Mit Edding....ich fand die nicht so schwer zu sehen. Immerhin war sie mehrere Zentimeter lang.
Selbiger hat übrigens versucht mir den Kopf zur falschen Seite hin einzuränken.
Überflüssig zu erwähnen, dass ich da nicht mehr hingehe, oder?

Sowas erlebt man leider Tag täglich und es bleibt daher wie gesagt nur sich zu informieren und die eigene Meinung auch zu vertreten.

Wir machen ja eine Kinderwunschbehandlung und da ist es Routine nach einer gewissen Anzahl fehlgeschlagener Versuche eine Bacuhspiegelung bei der Frau zu machen.
Allerdings war bei uns schon klar, dass nicht ich das Problem bin, sondern mein Mann. Da man da die Ärzte kaum zu greifen bekommt, habe ich mir dann eben ein Termin für das Aufklärungsgespräch geben lassen und dann erst nochmal gefragt, warum das bei mir überhaupt gemacht werden soll. Ich sähe da den Sinn nicht. Vor allem wenn wir in der nächsten Stufe ohnehin zur künstlichen Befruchtung übergingen, bei der es dann total egal wäre wie meine Eileiter aussehen...

Was soll ich sagen, nachdem sie dann nochmal eine andere Ärztin gerufen und sich mit dieser beraten hatte, stimmten sie mir zu, dass das nicht sein muss. Ergebnis: Eine OP gespart.

Und heute wieder, da ging es darum, dass mir dann für die künstliche Befruchtung die Eizellen abpunktiert werden sollen und zwar in Kurznarkose. Da hat sie von nüchtern sein etc gesprochen, wo ich dann eingewendet habe, dass ich dann aber schon mit einem Schluck Wasser morgens meinen Beta-Blocker nehmen solle, oder etwa nicht?
Erst hat sie das abgelehnt, aber als ich dann sagte, bei der Defi-Wechsel OP hätte ich die aber noch nehmen sollen, da hat sie dann doch den Narkosearzt angerufen und nachgefragt und der hat das dann erlaubt. Ich denke, dass war wichtig.

Ich muss bei dem Thema "Ärzte" immer an die Sesamstraße denken:
"Wer nicht fragt, bleibt dumm"
wobei das in dem Fall wohl eher heißen sollte:
"Wer nicht fragt, fällt um" ;)
oder so.

Darum: Immer fragen, wenn dir dein Leben lieb ist und damit du fragen kannst, musst du dich schlau machen. Dann lebst du länger und besser.



Wenn wir aufhören zu Leben, weil wir uns vor dem Tod fürchten, dann sind wir schon gestorben.

"Wir sind die Borg. Wiederstand ist zwecklos." ^^

Re: Selbsteinschätzung und Vertrauen zu Ärzten!

#39
Danke für den regen Austausch hier!

Ich habe in letzter Zeit viel dazu gelernt, auch dank Eurer Unterstützung.
Ist eben ein Prozess, war lange sehr anstrengend für mich so achtsam sein zu müssen, aber mittlerweile gewöhne ich mich daran ;-)

Wichtig ist eben: vertraue Dir selbst, dann wird Dir geholfen!

Man muss schon "gesund" sein, um am Leben zu bleiben... :-(

Re: Selbsteinschätzung und Vertrauen zu Ärzten!

#40
Mhm, Christine, du schreibst, deine Mutter hat erkannt, daß es dir nicht gutging. Meine auch. Als ich mit drei plötzlich nur noch getragen werden wollte, obwohl ich längst laufen gelernt hatte, und nicht mehr gespielt habe, sondern nur noch rumgesessen bin, hat sie mich ins Krankenhaus gebracht - die nächste Herz-OP war fällig! Es gelangte wieder zu wenig Blut in die Lunge.


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern
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