Meine Geschichte

#1
Ich hab erstmal lange überlegt - ob ich auch wirklich schreiben soll. Schreiben soll ja befreien und ich hab wirklich dringend ein Ventil nötig, also schreib ich.
Dann hab ich wieder überlegt - wohin schreib ich denn jetzt genau? Allgemein - ich wollte ja auch mal allgemein was zu mir schreiben. Oder Krankheitsbilder- meine Krankheit das Brugada-Syndrom ist so selten, dann vielleicht doch besser in die Rubrik. Ich hab aber hauptsächlich Angst, also doch besser da. Jedenfalls schreib ich jetzt hier, damit es dann auch endlich mal losgeht. Vorgestellt hab ich mich in diesem Forum ja schon in einem anderen Thread, daher direkt ans Eingemachte:
Es war ein wirklich schöner Tag - ok ich musste arbeiten, aber Urlaub war schon in Aussicht, für den Nachmittag hatte ich einen Freund zum DvD schauen eingeladen und daher konnte mir nichts die Laune trüben. Mein Freund bracht den Film mit und wie das halt so ist: Man hat sich ja sooooviel zu erzählen :)
Während des Gesprächs stockte mir plötzlich der Atem, da ich einen Krampf in der rechten Gesichtshälfte hatte. Vom Mundwinkel ausgehend bis zum rechten Ohr hin was mich leicht nervös machte, weil ich ja sonst immer Herr meiner motorischen Fähigkeiten bin. Ich sprang ohne ein Wort auf, da mir schon leicht Speichel aus dem Mund tropfte, und lief ins Badezimmer, um mir das Ganze im Spiegel anzuschauen. Ich hatte den Eindruck der Krampf würde sich jetzt über die komplette rechte Gesichthälfte erstrecken und ich merkte wie mir immer mehr die Luft wegblieb. Jetzt war mir der Speichel aus dem Mund scheiß egal, also wollte ich um Hilfe rufen - aber es ging nicht und mein letzter Gedanke war : Andreas -fall nicht um , du tust dir weh.
Zehn Minuten später bin ich wieder zu Bewusstsein gelangt. Mein Freund hatte in der Zeit einen dumpfen Aufschlag gehört und versucht die Badezimmertür zu öffnen, jedoch bin ich direkt vor die Tür gefallen - ich wollte mir ja Hilfe holen. Mein Lebensretter alamierte also den Notruf, holte einen Nachbarn und fanden mich dann in einer Blutlache wieder- ich war genau aufs Gesicht gefallen und hab mir ein paar Zähne ausgehauen und natürlich die Lippe ruiniert.
Also ab ins Krankehaus wo man mich von oben bis unten untersuchte. Zwei Wochen lag ich auf der neurologischen Station und wurde auf alles mögliche getestet - nichts! Ich bin organisch kerngesund. Und man wollte mich schon mit der Diagnose - Krampfanfall - entlassen,was soviel heißt wie: wir wissen nicht was passiert ist.
Nun fängt der Teil meiner Geschichte an, der auch der Inhalt einer schlechten amerikanischen Krankenhausserie sein könnte. Der wahrscheinlich jüngste Mediziner in diesem Krankenhaus konnte sich an eine Vorlesung erinnern, die sich mal mit dem sehr seltenen Brugada-Syndrom befasste. Machen wir mal einen Provokationstest.
Nach dem Test dauerte es keine 30 Minuten bis ich in einen Rettungswagen geschoben wurde, der mich in die Uni-Klinik brachte.
Dort wurde dann eine Katheteruntersuchung gemacht, in deren Verlauf ich reanimiert werden musste. Also wurde mir die Diagnose Brugada-Syndrom offenbart und die Implantation nahegelegt.
An diese ganze Krankenhauszeit kann ich mich kaum erinnern, weil ich wohl die ganze zeit unter einer Art Schock stand. Vorsicht nicht verwechseln: zu der anderen Art Schocks kommen wir noch. Ich hatte nicht wirklich realisiert was diese Diagnose bedeutet und hab noch meine derben Witze gemacht: Jetzt werde ich halt zum 6 Millionen Zloty- Mann umgebaut -die billige Version von Lee Majors in seiner Paraderolle - oder ich bin jetzt einer von den Actionhelden die X-Men, weil das Brugada-Syndrom ja ein genetischer Deffekt ist. Die können aufgrund ihrer genetischen Deffekte z.B. das Wetter kontrollieren oder mit Laserstrahlen aus den Augen schießen.
Als ich dann wieder Zuhause war wurde mir bewusst was ich kann:
tot umfallen- einfach so- ohne erkennbaren Grund. Idiopathisch lautet der medizinische Fachausdruck. Ich war vorher kerngesund - das Schlimmste was ich mal hatte war eine Grippe und jetzt das. Naja ich hab ja Jetzt den Defi- der wird mich beschützen. Aber wie wird es halt sein? der erste Schock und die Begleitumstände.
Naja dachte ich mir -das haben schon andere durchgemacht und es gibt Leute denen geht es schlimmer. Also Kopf hoch und durch- ich war vorher ja auch lebenslustig warum also hängen lassen. Nicht mehr dran denken. Immerhin ist ja 24 jahre vorher auch nix passiert.
Aber wie bitte soll ich nicht mehr an an das Ganze denken? Immerhin spüre ich den kleinen Begleiter bei jeder Bewegung, wenn man mal vom kleinen Zeh absieht.
Drei Monate später bekam ich einen Anruf von der Defiambulanz: Ich hab auch eine von den brüchigen Medtronic-Sonden gelegt bekommen und müsste mich daher informieren lassen und neu eingestellt werden.
Also mit anderen Worten: Mein Lebensretter ist nur B-Ware?
Ich soll meinem zukünftigen Lebensretter vertrauen und mich mit ihm anfreunden - das fällt mir dadurch natürlich nicht leichter. Also hab ich entschieden das Thema so gut wie es geht auszublenden.
Ich bin wieder normal arbeiten gegangen , hab mich mit Freunde getroffen und mich immer schön abgelenkt. Jedoch abends wenn ich dann wieder alleine und nicht abgelenkt war , holten mich die Gedanken an das Nahtoderlebnis,die Operation und die Zukunft wieder ein . Über ein Jahr hab ich mir die Nächte um die Ohren geschlagen und hab versucht wieder das Leben zu führen, dass ich vor der Operation hatte. Nachdem ich immer häufiger verschlafen habe, und so meinem Umfeld auch aufgefallen ist das da was nicht in ordnung ist, hab ich mir dann therapeutische Hilfe gesucht.
Hier bekam ich auch zum ersten mal wirklich Hilfe. Man hatte mich ohne wirklich Informationen aus dem Klinikum entlassen - die defi-broschüre - mehr nicht. Das ich jetzt z.B. einige Vorteile durch einen Behindertenausweis haben kann usw wurde mir nicht mitgeteilt- mal ganz abgesehen von dem seelsorgerischen Angebot, welches garnicht stattfand.
Jetzt konnte ich also wieder schlafen- dank Antidepressiva(gewollte Nebenwirkung) , aber die Gedanken an den Nahtod verschwanden nicht.
Eine posttraumatischen Belastungsstörung therapiert man, indem man die vergangene Belastung aufarbeitet, aber wie therapiert man denn traumatische nahtoderlebnisse, die ich zukünftigt noch zwangsläufig erleben werde? oder wie bereitet man mich darauf vor ?
Die Situation allgemein war also schon unerträglich für mich - auch auf die Gefahr hin arrogant zu klingen: ich bin zu schlau für diese Krankheit.
Mir sind die biologischen Vorgänge innerhalb elektrischerregbarer Zellen bekannt und ich hab bis ins Details verstanden, was beim Brugada-Syndrom schief läuft ( Diffusion von Natrium-, Kaliumionen durch eine semipermeable Membran-klugscheiß). Man weiß halt nur nicht warum es schief läuft. Ich lande immer wieder in dieser scheiß Sackgasse. Die Wissenschaft kann es sich nicht erklären- nochmal das Fachwort: idiopathisch! und ich kann es mir auch nicht erklären- Unwissenheit ist ein Segen denk ich mir dann ! Ich will garnicht mehr wissen was ich verstanden hab- weil es mich ja nicht weiter bringt. Aber um Goethe zu zitieren :Es ist nichts schrecklicher als eine tätige Unwissenheit. Er meinte es wohl anders. Das Unerträglichste ist aber , das nichts unerträglich ist. Dilemma, dilemma.
Die eine oder andere Rythmusstörung wurde zwar aufgezeichnet, wie sich in den Abfragen in der Defi-Ambulanz zeigte, aber alles ok. Ich hatte also nur mit meinen Gedanken zu kämpfen- körperlich fühlte ich mich kaum beeinträchtigt.
Am 04.12.08 habe ich dann den Bescheid des Versorgungsamts erhalten über meinen Grad der Behinderung. GdB 50 und kein Merkzeichen G.
Dieser Bescheid hat mich einfach nur aufgeregt und ich bin sofort zum Amt gestiefelt um Wiederspruch einzulegen.
Laut Anhaltspunkten für gutachterliche Stellungnahmen bekommt man für die Defi-Implantation wenigstens 50 - wenigstens - man hat also nur die Implantation bewertet und nicht was das Brugada-Syndrom für mein Leben bedeutet. Inwieweit meine Teilhabe am gesellschaflichen Leben durch das unregelmäßige Auftreten des plötzlichen Herztodes beeinträchtigt ist - dafür muss man kein Psychologe oder Kardiologe sein, um sich das vorstellen zu können - wenn man denn mal 5 Minuten drüber nachgedacht hat. Und dann steht in diesem Schreiben: Unter ärztlicher Aufsicht habe ich den medizinischen Sachverhalt aufgeklärt! Soso .
Ihr habt also den medizinischen Sachverhalt einer IDIOPATHISCHEN Erkrankung aufgeklärt - dann therapiert mich !
2009 Sollte nun mein Jahr werden. Die letzten 1 1/2 Jahre war ja nicht so prickelnd. Daher wollte ich mit vielen guten Vorsätzen ins neue Jahr starten - sogar das Rauchen wollte ich an den Nagel hängen. ( Kurze Raucherpause- eh Rauch-Rechtfertigung meine ich : Ich hab es ja am Herzen und nicht an der Lunge - Spass bei Seite : Die Krankheit hat soviel an meinem Leben geändert, dass ich am Ritual des Rauchens einfach noch hänge ).
Am 01.01. hat meine Freundin mit mir Schluss gemacht -oder viel mehr Sie ist weggelaufen. Vor mir - Vor der Krankheit - Beneidenswert. Ich würde auch gerne weglaufen.
Das mit dem rauchen aufhören hat dann auch nicht so ganz funktioniert und ich war erstmal wieder down. Ende Januar war ich dann wieder auf den Beinen und bereit das Jahr mit Verzögerung neu starten zu lassen.
Am 24.01. wollte ich abends mit Freunden was unternehmen, weil ich mich ja die letzten Tage in meiner Wohnung verkrochen hatte und mehr geweint hatte als alles andere. Ich stehe jedenfalls unter der Dusche - völlig entspannt und relaxt, da ich noch jede Menge Zeit hatte, da reißt mich ein Schock aus der Dusche.
Das war er also - der erste Schock - kein schönes Gefühl - ganz ruhig Andreas - setzt dich hin und nicht aufregen.
Da zwingt mich der zweite Schock in die Knie. Völlige Leere in meinem Kopf - Bei dem Versuch mich hinzulegen, kommt mir der dritte Schock zuvor und ich knall leicht mit dem Hinterkopf auf. Jetzt war die Leere verschwunden und ich hatte nur den Gedanken nach Hilfe und entschloss mich zum Telefon zu laufen. Auf der Hälfte der Strecke brachte mich der vierte Schock zum stolpern,was ich an der Couch abfangen konnte.
Ich drückte nicht den Notruf, sondern die Nummer auf meinem Defi-Ausweis - also die Defi-Ambulanz, die logischerweise am Wochenende nicht besetzt war, worauf ich in die Kardio-Intensiv umgeleitet wurde- bis heute frag ich mich warum ich nicht einfach 112 gewählt habe.
Am anderen Ende ein männliche Person: Hier Kardio-Intensiv
Ich: Guten Tag, ich wurde gerade viermal von meinem implantierten Defi geschockt.
m.P. : Viermal - das ist aber heftig!
Ich: Ja! - Was soll ich tun ?
m.P: Ja sie können vorbei kommen, aber es ist gerade keiner da, der das Gerät auslesen könnte.
Ich: Und wann wäre jemand da ?
m.P: ja so gegen 24 uhr- dann müssten sie halt 3-4 Stunden warten.
( Ich war einfach nur noch fassungslos und hab los geheult, was er wohl mithörte)
m.P: Sie brauchen keine Angst haben- Sie sind ja geschützt mit dem Defi.
Ich: Ok- Ich melde mich dann nochmal.
m.P: Ja machen sie das.
Ich hab dann einen meiner Brüder angerufen, der mich zu meiner Mutter brachte- ich wollte einfach nicht allein sein. Die ist gesundheitlich selber schwer angeschlagen und kam an diesem Tag aus dem Krankenhaus. Ich möchte ja auch niemandem zur Last fallen, auch wenn meine Familie da total hinter mir steht - alles möchte ich nicht erzählen und mich ihnen gegenüber mitteilen. Was bringt es, wenn sie sich meinen Kopf zerbrechen?
An diesem Abend hab ich darüber natürlich nicht nachgedacht, ich war halt einfach nur geschockt - wortwörtlich . Gegen 22:30 hab ich dann nochmal in der Defi-Ambulanz angerufen, wo sich diesmal niemand gemeldet hat. Meine Mutter und ich hab die ganze Nacht gequatscht und sind dann am nächsten morgen in die Notaufnahme des Krankenhauses wo halt auch die Defi- Ambulanz ist.
Guten Tag - ich habe das Brugada-Syndrom und wurde gestern abend viermal geschockt.Zack,Zack wurde ein Zugang gelegt, Blut entnommen usw - wir holen sofort jemanden zum auslesen.
Es stellte sich ein Arzt vor, mit einem mobilen Auslesegerät unterm Arm, der wie sich herausstellte die männliche Person war mit der ich am Tag zuvor telefoniert hatte. Sie hätten ja noch gestern abend mit mir gerechnet. Ich war wieder fassungslos,hab keinen Satz herausbekommen und mich nur gefragt, ob er wohl in dieser Nacht die Gebrauchsanweisung studiert hat.
Es wurden jedenfalls vier Schockabgaben aufgezeichnet - beruhigend - eingebildet hab ich es mir also schonmal nicht. Diese waren aber supraventrikulären Ursprungs und können daher nicht mit dem Brugada-Syndrom zusammenhängen.
Vorhang und Abschluss-Applaus für den Arzt, den ich nie wieder gesehen habe und nie mehr sehen will.
Ich habe dann gegen ärztlichen Rat das Krankenhaus verlassen und sollte mich dann Montags bei der Defi- Ambulanz melden zwecks weiterer Beratung.
Am Montag war man natürlich nicht über meinen Fall informiert und es ergaben sich ein paar Stunden Verzögerung. Ergebnisse: keine! Man gab mir einen Termin 3 Wochen später beim Prof.Dr. blablabla , der ja der absolute Oberguru in Sachen Herzmuskel usw sei. Ich habe drum gebeten in über meinen Fall vorab zu informieren, da ja einige ungeklärte Fragen im Raum stehen würden und ich auch Fragen bezüglich GdB usw hätte - um eine Krankenschwester zu zitieren: wir wissen nicht genau in welchen Kompetenzbereich sie fallen.
Dieser Termin war wieder mehr als unbefriedigend.
Um 10 Uhr sollte ich mich in der Defi-Ambulanz einfinden und ich war natürlich mehr als vorbereitet auf dieses Gespräch. Um 10:45 konnte ich dann endlich den Prof. Blablaba sprechen, der schon mehrmals wortlos und hastig an mir vorbei geschritten war. Er studierte erstmal geschlagene 10 Minuten meinen Unterlagen,die seine Sekretärin zuvor deponiert hatte, meine EKG-Aufzeichnungen und die Daten aus der Defi-Auslesung. Dann schilderte ich ungefähr 10 Minuten meinen Fall, auch was die psychische Belastung betrifft. Sie würden den Defi neu einstellen und Medikamente zum Blutdruck senken wären in meinem Fall wohl auch kontraproduktiv.Supraventrikuläre Tachykardien würden halt schonmal vorkommen und seien ja nicht so gefährlich wie ventrikuläre.
Ist mir doch egal wie das Tier heißt - Tachykardie ist Tachykardie - sonst hätte das wohl kaum einen eigenen Namen. Rythmusstörungen aus dem Vorhof sind nur mindergefährlich laut Fachliteratur,weil die Pumpleistung halt geringer ist als die der Herzkammern. Warum ich aber aus der Ruhe heraus jetzt Tachykardien im Vorhof habe, die sich dann auf die Kammer ausstrecken und der Defi glaubt er müsste schocken konnte auch er mir nicht erklären. Und warum wurde der Defi nicht schon vorher höher eingestellt,wenn das doch schonmal vorkommt?
Zum GdB usw würde er sich auch nur äußern, wenn er von amtswegen her angeschrieben werden würde.Und was das fahren betrifft sei ja auch nur eine Kopfsache- mein größtes Problem seien ja momentan die Antidepressiva und wir müssten schauen wie ich davon wieder runter komme. Die Antidepressiva können natürlich auch nicht der Auslöser sein. Ich müsste es als Schicksalschlag hinnehmen.
Bei der Defi-Auslesung zeigten sich wieder mehrfach Tachykardien, die aber nicht zur Schockabgabe führten- logisch - ist ja auch höher eingestellt worden. Auch so bahnbrechende Untersuchungen wie das Leistungs-EKG brachten keine Ergebnisse was den Ursprung betrifft. Ich wurde aus der Ruhe heraus beim duschen geschockt- duschen ist nur zuzweit spannend und ich war allein - und selbst handangelegt hab ich auch nicht.Ich merke jedenfalls wenn der Defi wieder anfängt zu arbeiten - oder ich glaube zu merken - und das ist kein beruhigendes Gefühl. Es sind immer wieder andere Ärzte und Pfleger beim Auslesen und es fallen so Sätze wie: Da sind wieder mehrere tausend Aufzeichnungen- aber waren ja alles keine anhaltenden.
Meine Psychater und ich hab dann entschieden die Dosis der Antidepressiva zu erhöhen, aber mir viel es schon immer schwerer wieder normal am Alltag teilzunehmen. Ich bin zwar müde durch das Medikament, aber durchschlafen geht nicht . Und ich träume relativ intensiv- sowohl schöne Träume als auch Alpträume.
Im April dann die Ablehnung meines Wiederspruchs von der Bezirksregierung. GdB 50 ist also ok - und fahren soll ich gefälligst auch wieder selbstständig. Man erwartet also von mir, dass ich mich zusammenreißen soll.
Seitdem bin ich krank geschrieben und ich hab eine Reha beantragt. Die Klinik am Möhnesee hat eine psychokardiologische Fachabteilung- mal schauen.

Fürs erste hab ich genug Druck abgelassen. Auch wenn da eigentlich noch soviele Geschichten fehlen, die in den letzten zwei Jahren passiert sind. Danke an die aufmunternden Worte, die während des Erstellens schon plaziert wurden und ich lass bei Gelegenheit sicher wieder Druck ab. Danke!


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Re: Meine Geschichte

#2
Hallo Andreas,
deine Geschichte bewegt mich schon sehr.Sie ist sehr emotional.Das lesen viel mir nicht leicht und hat mich nachdenklich gemacht.
Es ist aber gut,das du mal anfängst dir alles von der Seele zu schreiben.
Da bist du hier genau richtig.
Werde bestimmt den nächsten Teil nach deiner Schreibpause auch lesen und mich nochmal melden.
Kopf hoch und schaue vorraus,auch wenn es schwer fällt.Aber der Schritt mit der Therapeutischen Hilfe ist bestimmt genau der richtige.

Bis dahin wünsche ich die alles gute,

Sabine



Schau in die Augen deiner Kinder und du weißt für wen du kämpfst und lebst!(von mir;-) )

Re: Meine Geschichte

#3
Hi Andreas,

Deine Geschichte hat mich ganz stark an meine Geschichte erinnert. Da mir aber vom langen 'vor dem PC-Sitzen' meistens schwindlig wird, war es mir zu anstrengend alles niederzuschreiben.
Ich erkenne mich in Deinen Worten wieder - die Gefühle nach der OP und was einem immer und immer wieder durch den Kopf geht. Die Momente der Ohnmacht, die man immer wieder durchlebt, die durchwachten ( und durchheulten ) Nächte, das 'Zurück-Kämpfen' ins gewohnte Leben ( das man aber nicht mehr so haben wird wie es einmal war...) und die ewige Frage nach dem warum?
Geht mir nach fast 2 Jahren Defi ( und 9 Nahtoderlebnissen) immer noch so....
Hatte kurz nach der Implantation eine Gesprächstherapie die mir geholfen hat. Aber so richtig damit abfinden kann ich mich auch nicht.....
Habe, so wie Du, die bruchgefährdete Sonde in mir.

Hoffe, Du findest Deinen Weg.

LG Anja



Re: Meine Geschichte

#4
Ich kann verstehen, daß Dich Deine Geschichte sehr belastet. Ich wünsche Dir viel Kraft für Dein weiteres Leben. Du schreibst, daß es Dich eher belastet, genau Bescheid zu wissen über Deine Krankheit. Ich kann über mich sagen, daß es für mich lange belastend war, nicht zu wissen, woher der plötzliche Herztod gekommen ist und es bis heute nicht in Erfahrung gebracht zu haben. Mir hat es immer viel bedeutet, über die Vorgänge in meinem Körper genau Bescheid zu wissen - damit kann ich immer besser umgehen, als mit vagen Verdachtsdiagnosen über die Ursache. Allerdings weiß ich über meine Grunderkrankung - Pulmonalatresie - und die anderen Operationen schon Bescheid. Viel Kraft und alles Gute!

Evi




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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Meine Geschichte

#5
Hallo Andreas,
Du schreibst mir aus der Seele. Auch bei mir ist es das Brugada und auch ist es idiophatisch.
Die Ängste und ständigen Gedanken belasten mich auch. Zudem habe ich einen stressigen Job im Aussendienst. Das Autofahren belastet mich besonders. Zum einen sind da die Schmerzen, zum anderen die Angst beim Autofahren könnte was passieren.
Du wurdest wenigstens von der Defi Ambulanz informiert über die Sonde. Ich habs dann gewusst als die Sonde defekt war und ich geschockt wurde. Weil´s aber irgendwie keinen interessierte, bekam ich eine neue Sonde des gleichen Types. Diese Sonde ging dann im Januar kaputt. Beide Sonden hielten jeweils 18 Monate. Nun hab ich ein neues System. wenigstens das beruhigt mich jetzt.
Aufgrund PtBs und Depri`s habe ich die Erwerbsunfähigkeitsrente beantragt. Ich hoffe durch eine zeitlich begrenzte Rente erst mal zur Ruhe zu kommen und eine Therapie machen zu können. Der erste Antrag wurde aber abgelehnt weil ja keine Pumpbeeinträchtigung des Herzens vorliegt. Der SoVD hat dann im November 08 Einspruch eingelegt. Bis heute keine Antwort der BFA !!
Ich dachte immer ich sei ein starkes Mädchen, aber wie soll man gegen etwas ankämpfen was nicht so wirklich greifbar ist ? Ich möcht niemanden zu nahe treten der diese Sch... Krankheit hat, aber gegen Krebs kann man versuchen zu kämpfen und sagen "ich schaff das". Aber sowas wie Brugada ?? ....es ist einfach nur schwer damit zu leben. ABER WIR LEBEN !!! DANKE DEFI !!!!



idiophatisches kammerflimmern vielleicht auch brugada. implantiert nov.´05.
wer rechtschreibfehler findet, darf sie behalten

Re: Meine Geschichte

#6
Hallo Andreas

Das was du da Schreibst ist wohl vielen so in Erinnerung das man dir nur Beipfliechten kann .
Auch ich habe mir Hilfe in der Tiefen Psychologie gesucht und hat mir auch gut geholfen aber alles aussen Kopf raus geht nicht .

Hallo Daggi

alles was du geschrieben hast könnte auch von mir kommen .
Genau dieses Schei.Defi aber er ist unsr Leben und das zu Akzeptieren dauert ich sage zwar ja ich nehme ihn an aner ob das Stimmt weis ich nicht recht zu Antworten .

In diesem Sinne euch beiden alle lieben Grüsse von Heike

Ich habe kein Bugada meine Erkrankung kommt ausschliesslich von den Herzinfakten .

Re: Meine Geschichte

#7
Eine klitzekleine Geschichte muss ich unbedingt noch loswerden. Ich hab einen der behandelnden Ärtze in der Defi-Ambulanz ( Der Anonymität wegen nennen wir Ihn Dr.Sorglos) gefragt, ob meine supraventrikulären Tachykardien nicht vielleicht doch mit dem Brugada-Syndrom zusammen hängen können - immerhin spielt sich der Fehler im Myokard ab -die Gewebsschicht die sowohl Vorhöfe als auch Herzkammern umgibt.
Das könnte sich die Wissenschaft halt momentan noch nicht erklären und vielleicht würde er ja dann in 20 Jahren eine Arbeit veröffentlichen und somit der Namensgeber vom Sorglos-Brugada-Syndrom. Auch da ist mir dann der Kragen geplatzt:
Auf eines können sie sich verlassen Herr Dr. - Wenn das wirklich so sein sollte, dann sorg ich dafür das die Krankheit das Winck-Brugada-Syndrom heißt !


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