Bin ich nun tablettenabhängig??

#1
Mit gemischten Gefühlen komme ich vom Kardiologen:
Auf der einen Seite himmelhochjauchzend, weil: Ich darf mich
"ausschleichen" und muss dann in 3 Tagen eine Tablette täglich
weniger nehmen. Als absoluter Tabletten/Medikamenten-Gegner
macht mich das glücklich. (Ich hab mich innerlich irgendwie immer
gegen die Einnahme sämtlicher Medikamente gesperrt - vor meiner Defi-Zeit hab ich nie auch nur ein einziges Medikament nehmen müssen )
Mein Herz hat sich seit damals nun so gut erholt, sagt der Kardiologe, dass wir es wagen können, auf den Beta-Blocker demnächst zu verzichten...In der Hoffnung, dass sich der Blutdruck steigert (90:60 seit Einnahme vor sieben Jahren)......und somit auch vielleicht sogar die Kreislaufprobleme mit dem ständigen Schwindel etc. auf Dauer verschwinden.

Auf der anderen Seite....hab ich Angst....Angst vor der Zeit ohne....
Kann jemand das verstehen??
Ich will diese Angst nicht zulassen und will ganz positiv drangehen.
Mache mir aber gerade Gedanken, ob diese Angst nun bedeutet,
dass ich vielleicht eine Art Tablettenabhängigkeit entwickelt habe??

Hat jemand von Euch diese Erfahrung gemacht?
Und hat jemand von Euch bereits auch schon ein bisher wichtiges
Medikament absetzen dürfen?
Ich würde mich über Eure Erfahrungsberichte hier freuen....


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Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
(Immanuel Kant)

Re: Bin ich nun tablettenabhängig??

#2
Ich war bis jetzt noch nicht in dieser Lage, aber ich kann das doch nachfühlen. Das Medikament hat einem doch über die letzte Zeit geholfen und jetzt soll es weg. Was ist wenn der Kardiologe sich irrt, was ich ja nicht hoffe. Ich jedenfals kann es verstehen das du unsicher bist mir ginge das genau so. Ich wurde ja in der Klinik eingestellt und wäre auch unsicher wenn ich plötzlich ein Medikament weglassen sollte. Aber Tablettensucht nein.



Re: Bin ich nun tablettenabhängig??

#3
Hallo Bibbi

Leider habe ich diesbezüglich keine Erfahrungen. Aber das ist doch super, dass du vorallem auf den Beta-Blocker verzichten kannst. Dein Blutdruck steigt wieder und du wirst dich sicherlich wieder wohler fühlen. Zur Sicherheit hast du ja immer noch deinen Defi.

Weniger Tabletten auch weniger Nebenwirkungen. Freu dich drauf.

Liebe Grüsse
Denise



Re: Bin ich nun tablettenabhängig??

#4
    Zitat: Bibbi
    Auf der anderen Seite....hab ich Angst....Angst vor der Zeit ohne....
    Kann jemand das verstehen??
    Ich will diese Angst nicht zulassen und will ganz positiv drangehen.
    Mache mir aber gerade Gedanken, ob diese Angst nun bedeutet,
    dass ich vielleicht eine Art Tablettenabhängigkeit entwickelt habe??
eine kleine Abhängigkeit ist es schon.
Ich war auch ein lebenlang eine Pillenverweigerin und brauchte sie auch nicht.
Plötzlich sass ich da mit einer Schachtel voller Pillenschachteln und der täglich zu schluckende Chemiecocktail machte mich anfangs fassungslos.

Jetzt gehört es zu meinem Leben und ich empfinde eine gewisse Sicherheit.
Der Defi und die Med. sind wie Krüken mit denen ich durchs Leben tapse.
So leicht wirft man eine Krüke nicht ins Eck, denke ich.



Re: Bin ich nun tablettenabhängig??

#5
Liebe Bibbi,
ich glaube auch nicht das es eine Abhänigkeit ist.Doch die letzten Jahre konntest du sicher sein das die Medis dein Herz schon richten und der Defi im Notfall den Rest tun würde.
Du wirst eine Angst entwickelt haben,Angst davor das es wieder schlechter werden würde ohne Medis.
Vertraue dir und deinem Körper.Wenn du das Medikament langsam auschleichen tust,wirst du merken wie dein Körper reagiert.
Und wenn du dann das Gefühl hast,das es dir besser geht,genieße es.Dann war diese Entscheidung vollkommen richtig.
Ich wünsche dir das du es schaffst und den Medis glücklich und zufrieden"Lebt wohl"sagen kannst.

Liebe Grüße verbunden mit einem Bussi,Binchen



Schau in die Augen deiner Kinder und du weißt für wen du kämpfst und lebst!(von mir;-) )

Re: Bin ich nun tablettenabhängig??

#6
Hallo, Bibbi,

ja, ich kann dich sehr gut verstehen. Es ging mir ähnlich, als ich auf einmal den Betablocker halbieren sollte. Ich hatte Angst, die Symptome könnten sich wieder verschlimmern, anstatt mich ob der Verringerung der Nebenwirkungen zu freuen. Klingt zunächst paradox, ist aber irgendwie nachvollziehbar.

Ich würde allerdings nicht soweit gehen, diese Ängste bereits als Abhängigkeit einzustufen, denn dazu gehört schon einiges mehr. Ähnlich wäre es doch, wenn plötzlich der Arzt meint, man könne auf den Defi verzichten. Automatisch würde sich doch die Angst einschleichen, dass sich der Arzt irrt und man ohne Defi plötzlich nackt und ungeschützt ist.

Meiner Meinung nach ist dies alles sehr menschlich, denn der Mensch neigt gerne zu falschen Schlussfolgerungen, wenn er anhand eigener Erfahrungen Orientierung sucht. So wäre es eigentlich richtig zu behaupten, dass derjenige, der nur wenige oder gar keine Tabletten täglich einnimmt, gesund ist und nicht derjenige, der die meisten Tabletten einnimmt (Logikfehler). Aber durch unsere Erfahrung, dass die Tabletten "gesund machen", glauben wir, wieder kränker zu werden, wenn wir sie weglassen. Ein typischer Logikfehler durch vertauschte Kausalbeziehungen.

Ein weiteres Beispiel ist zu glauben, dass die Lottozahlen vom letzten Samstag erst mal ne Weile lang nicht mehr kommen und man deshalb lieber auf andere zahlen setzen sollte. Richtig ist, dass bei jeder Ziehung jede Zahl wieder exakt die gleiche Wahrscheinlichkeit hat, (erneut) gezogen zu werden. Ähnlich schwierig ist es auch, Volksirrtümer und Vorurteile zu widerlegen usw.

Fazit: Lass dir nichts einreden und bleib gelassen. Sollte dein Herzchen gesünder sein als früher, wird es keine Betablocker oder zumindest weniger davon benötigen. Deine Ängste sind wie gesagt verständlich, aber unbegründet. Und sollte sich dein Arzt irren, kann man ja den Betablocker wieder einschleichen. Dazu musst du ihm halt immer ausführlich berichten, wie es dir mit der neuen Medikation geht.

PS: Ich würde zunächst versuchen, den Blutdrucksenker und den Betablocker zu halbieren oder aber den Blutdrucksenker ganz weglassen, da die Betablocker zusätzlich noch eine gleichrichtende Wirkung haben, die Arrhythmien vermeiden helfen. Aber ich bin nicht dein Arzt. Der wird schon wissen, was er tut.

Viele Grüße
Frank

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Dilatative Kardiomyopathie (DCM) mit ursprünglicher LVEF von 22%, mittelgradige Mitralklappeninsuffizienz, leichte bis mittelgradige Trikuspidalklappeninsuffizienz;
AICD (St. Jude Medical Atlas + VR) mit RV-Elektrode (Medtronic Sprint Fidelis 6949) seit 07/2005; Schwerbehinderung (GdB 70%); Erwerbsminderungsrente

Re: Bin ich nun tablettenabhängig??

#8
Danke Euch, Ihr Lieben, für Eure Antworten und Meinungen zu diesem Thema....
Ich halte mich auch nicht wirklich für tablettenabhängig oder gar süchtig...
So ist es ja nicht!
Nur....Irgendwann musste man damit anfangen, sie zu nehmen.
Und man bildete sich dann ein, damit sicherer zu sein...
So wird es ja anfangs auch gewesen sein...
Allerdings spürte ich dann ganz schnell auch die Nebenwirkungen...
als Allererstes natürlich der gesenkte Blutdruck und damit auch die
Schwindligkeit ständig....
Ich wollte von meinem Arzt wissen, ob ich das Medikament nicht ganz weglassen kann jetzt, nachdem ich einen ständig so niedrigen Blutdruck hatte...Und er hat mir vor einem halben Jahr schon gesagt, dass man dies in Erwägung ziehen kann, weil sich mein Herz innerhalb der sieben Jahre wirklich gut erholt hat ... die ganz leichte Mitralklappeninsuffizienz
spielt keine wirklich gr. Rolle...
Ich habe die Hoffnung, dass die Durchblutung eben dann auch besser wird ( wegen des Hörsturzes )...
Ich soll also die nächsten 2 Tage noch jeden Tag nur eine halbe von 2,5 mg Concor nehmen und dann in drei Tagen die Tablette ganz weglassen...
Und ich möchte einfach auch nicht ständig in mich hineinhorchen jetzt...Das hab ich die ersten 3-4 Jahre getan...übertrieben sozusagen...
Und nun hab ich also beschlossen, nicht weiter drüber nachzudenken...

Frank, Deine Erklärung war super!!!!! Ich habe sie mir verinnerlicht...
Danke dafür!!!

Und Brigitte....Ich bin da anderer Meinung....so grundsätzlich....
Eine Krücke schmeißt man doch gern in die Ecke....Also...So meine Einstellung! Je früher, je besser....! Sie stellt in meinen Augen Ballast dar!!
Und wenn man doch drauf verzichten kann...warum denn dann nicht??

Ich danke aber Euch allen für Eure interessanten Meinungen und Antworten innerhalb so kurzer Zeit hier, sie interessierten mich mal so grundsätzlich zur Thematik, weil: so ziemlich jeder von Euch nimmt ja schließlich auch Tabletten ein Tag für Tag....Ihr habt mir alle Mut gemacht! DANKE DAFÜR jedem von Euch!!!


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(Immanuel Kant)