Re: Lieber ohne Defi?!

#11
Einfach WUNDERBAR, wie Du - genau auch all MEINE - Erfahrungen und Gedanken in Worte gekleidet hast, lieber Andi....*daumenhoch*

    Zitat: Andi
    Es gehen einem nach dem plötzlichen Herztod so viele Dinge durch den Kopf, man wird so sensibel und sogar ein bisschen dünnhäutig, man macht sich Vorwürfe und man fragt sich, ob man etwas hätte besser machen können....Dann fragt "man" sich, was das Leben überhaupt wert ist....... Ich wäre niemals auf einen 8000er geklettert und auch niemals in der Tiefsee getaucht. Und was soll ich sagen: für 42 km nimmt man das Auto, oder?...

    Dann fragt "man" sich: ist eigentlich alles in Ordnung? Wann werde ich wieder sterben? Sie ist da, die Erinnerung an das eigene Sterben und den eigenen Tod, wenn auch ohne Angst - bei mir zumindest. Und fängt an, in sich hinein zu hören. Und hört die Flöhe husten....

    Aber es konnten auch meine Freunde einmal zeigen, dass sie echte Freunde sind: die haben mich gefahren, als ich selber noch nicht fahren durfte, sie sind mit mir spazieren gegangen, als mich meine Frau nicht alleine loslaufen lassen wollte, damit ich wieder Kondition bekomme...

    Was ich damit sagen will: auf lange Sicht wird alles gut;-)
    Du wirst Dich an Deinen Defi gewöhnen und Dein Gesundheitszustand wird sich stabilisieren. Und irgendwann kommt
    der Tag, an dem Du wieder richtig Spaß am Leben haben wirst....

    Man kann sich aber beim Suchen helfen lassen....

Genau so ist es....Du hast es super-schön beschrieben! DANKE dafür!

...und zu:


<...ich frage="" mich="" übrigens="" an="" dieser="" stelle,="" wie="" lange="" es="" noch="" dauert,="" bis="" einer="" den="" thread="" mit="" der="" nahtoderfahrung="" eröffnet...="">>


WARUM EIGENTLICH NICHT???

Ich persönlich habe keine Erfahrung gemacht, außer dass ich noch weiß, dass, als ich "zu mir kam", mein allererster Gedanke MEIN KIND war, das allein zu Hause war....

LG Bibbi


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Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
(Immanuel Kant)

Re: Lieber ohne Defi?!

#13
Hallo an Alle ich bin neu in diesem Forum und muss sagen, vieles was ich gelesen habe kann auch ich nur bestätigen.
Mich hat es letzten September aus den Schuhen gehauen. Bis zum Januar habe ich gebraucht um wieder eine längere Strecke ohne Angst spazieren zu gehen. Zur Zeit kommt mir wieder so einiges zu Bewustsein was ich sicherlich verdrängt hatte, das beschäftigt mich schon sehr. Mit meiner Lebensretterin(meine Frau) mag ich nicht darüber reden. Sie würde daduch nur noch mehr belastet als sie ohnehin durch den Vorfall schon ist.

Aber die Aussicht nicht mehr den Frühling zu erleben, die Blumen blühen zusehen und viele andere schöne Dinge zu erleben rechtfertigen für mich das Leben mit dem Defi und ich bin froh das ich noch lebe. Auch ich hatte einen schönen Tod, aber das Leben ist doch schöner.

Dazu auch eine Frage an die Gemeinschaft, hat jemand Erfahrung mit einem Gerät der Firma Biotronik und deren Homemonitoring?
Danke im Voraus.

Heribert

Re: Lieber ohne Defi?!

#14
Hallo, Heribert!
und: Herzlich willkommen hier erstmal!!
Also, zu Deiner letzten Frage: Hier im Forum wurde das Thema Monitoring angesprochen....Ich glaube, unser Mitglied Andi hat dazu was geschrieben...Du musst Dich mal durchwuseln hier...Ich glaub, es war unter Allgemein...Du kannst aber auch auf Andis Profil schauen und all seine Beiträge durchforsten ;-)
Manchmal ergeben sich so Themen, wie dieses, auch am Rande, unter Überschriften, die man dazu nicht vermutet.....
Alles Gute Dir!
LG Bibbi


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(Immanuel Kant)

Re: Lieber ohne Defi?!

#16
Hallo an Alle,

ich arbeite jetzt seit knapp 4 Wochen wieder und seit dem Ereignis und der Implantation sind etwa 9 Wochen vergangen.
Mein Gefühlseben ist nach wie vor eine Achterbahnfahrt, manisch-depressiv vielleicht der bessere Ausdruck. Aber die hellen Phasen werden länger.
Wenn ich in dunklen Stunden mein Noch-Hiersein beklage, kriege ich oft zu hören: Freu Dich, dass Du wieder arbeitest, andere müssen mühsam wieder laufen und sprechen lernen.
Sage ich, dass ich wieder arbeiten gehe, heisst es: Du bist verrückt, alles viel zu früh.
Sage ich, dass ich nicht zur Reha war: Da musst Du hin, das hilft.
Jeder wusste und weiss besser, was gut war für mich und auf den Einwand, ich wüsste das selbst am besten, hiess es, da sieht man ja, wo Dich das hingebracht hat.

Ich weiss, dass mir die Strukturierung durch meine Arbeit am besten geholfen hat und die Erdung durch die Patienten, denen es allen viel schlechter geht als mir, war der richtige Weg. Aber gerade durch meine Arbeit mit den Hospizpatienten habe ich auch einen anderen Bezug zu Tod und Sterben entwickelt und da wundert mich manchmal, was ich hier so lese. ich will niemandem sagen, er soll nicht kämpfen um sein Leben, damit würde ich mich einreihen in die Menschen, die es immer besser wissen, aber die Option Tod muss man bei solchen lebensbedrohlichen Krankheiten, die viele hier haben, doch auch einmal bedenken.
Das fehlt mir hier manchmal bei all den Berichten, sie atmen einen Anspruch auf Lebenszeit, die uns niemand versprochen hat.
Wenn ich sie als eine der Möglichkeiten im Raum stehen lasse und für mich akzeptiere, verliert sie ihren Schrecken.
Masstab ist immer die Lebensqualität, die übrig bleibt, wenn alle Therapieoptionen ausgeschöpft sind, oder man auf sie verzichtet.

Gruß

Anneli



Re: Lieber ohne Defi?!

#17
Liebe Anneli,
also ich muß sagen Hut ab,das du schon wieder arbeitest.Ich hätte es nicht gekonnt.
Ich denke mal die Angst vor dem Tod spielt immer mit.Mir geht es jedenfalls so.Deshalb bin auch ich depressiv und werde teilweise auch ziemlich agressiv.Ich denke laß die anderen reden du weißt am besten was für dich gut ist und manchmal ist Arbeit eben die beste Medizin.Ich wünsche dir weiterhin alles gute.Liebe Grüße Sabine



Schau in die Augen deiner Kinder und du weißt für wen du kämpfst und lebst!(von mir;-) )

Re: Lieber ohne Defi?!

#18
Zuerst muss ich dir sagen das es mir sehr Leid tut das du so daun bist. Ich ging damals auch 3 Wochen nach meiner OP wieder arbeiten. Nicht weil ich unbedingt wollte, sonder meine Ärztin sagte ihr seien die Hände gebunden und sie hätte ihre Vorschriften was das Krankschreiben betrifft. Naja 3 Wochen später sah ich mich dann wieder in der Klinik weil die Sonde verrutscht war, aber das nur am Rande.
Alles andere kommt doch auf die Innere Einstellung an oder? Wenn man an seinem Leben hängt, was ja viele tun, wird man auch alles tun um am Leben zu bleiben. Ich hatte auch ein nicht schlechtes Todeserlebnis und habe auch keine Angst mehr vor dem Sterben. Aber trotzdem überwiegt das Leben wollen. Du schreibst doch das du Kinder hast was sollen die tun wenn du nicht mehr bist. Eine Mutter zu verlieren ist doch sehr schlimm. Du hast auch erwähnt das deine Tochter sehr gelitten hat als das mit dir passierte, soll sie noch mehr leiden wenn du nicht mehr bist? Warum würdest du dich jetzt gegen den Defi entscheiden? Wegen den Schocks die du vielleicht nie erleben mußt? Ich hatte einen Schock aber ich musste das nicht mitbekommen weil ich das Bewusstsein verloren hatte. Also wer sagt denn das es bei dir nicht auch so ist falls du jemals Geschockt werden musst. Sieh das Gerät in dir einfach als Lebensversicherung an, nimm es an es beschützt dich ein Stück. Hab wieder Spaß am Leben.

Re: Lieber ohne Defi?!

#19
Hallo Anneli,

war das jetzt am 5.5. eine Defiaktion? Ich habe nichts mehr gelesen. Hat er überstimuliert? Das habe ich bis jetzt noch nie gehabt, "nur" einen Schock. Aber ich denke mir, DAS muß man spüren, auch wenns nicht so weh tut.

Laß dir von den anderen nichts einreden, wenn du meinst, es tut dir gut, wird es auch so sein. Ich hatte nach der Defiimplantation reichlich Zeit zum Grübeln und das hat mir überhaupt nicht gut getan. Vielmehr hatte ich tatsächlich Depressionen, aber weniger wegen dem Defi, sondern wegen meiner allgemeinen Krankheitsgeschichte. Klar, ich hatte und habe schon Angst vor ihm, aber seine Existenz hat mir erst einmal zu Bewußtsein gebracht, wie schlecht ich gesundheitsmäßig eigentlich dran bin. Und als er dann losging, stellte ich mir vor, er kommt jetzt alle paar Wochen - alles ein Beweis für meinen schlechten Zustand. Gottseidank gibt er seither Ruhe, ich bin aber weit davon entfernt, die Option "Tod" nicht in Erwägung zu ziehen. Davor habe ich allerdings weniger Angst, als vor der Zeit bis "dahin". Aber die Tatsache, daß er seit fast 1 1/2 Jahren keinen Mucks mehr macht, auch kein Ereignis aufzeichnet, läßt mich weiterhin hoffen, daß es noch lange Zeit so geht, aber immer in der Gewißheit, daß das gar nicht sein kann und sein wird.

Und ich behaupte mal, daß sich hier - trotz Defi - alle mit dem Tod auseinandersetzen, weil ja schon jeder mit ihm konfrontiert wurde. Und wenn ich dann von den Jungen hier lese, leuchtet mir schon ein, daß sie - und auch die Alten - einen Anspruch auf Lebenszeit erheben. Ob der Wunsch dann erfüllt wird - das steht sowieso auf einem anderen Blatt; darauf hat eh niemand Einfluß. Aber mit dem Defi......
One Hoffnung geht ja sowieso nichts und bei vielen ist es ja tatsächlich so, daß sie durch den Defi ein weiteres (Weiter-)Leben geschenkt bekommen haben.

Ich wüsche dir jetzt auf jeden Fall einen schönen Abend - ich glaube, der Regen zieht vorbei, muß och gießen.

Liebe Grüße
Carmen

Re: Lieber ohne Defi

#20
Ich habe mich damals auch mal gefragt, ob ich nicht lieber gestorben wäre - weil das vielleicht hätte sein sollen. Im nachhinein verstehe ich mich da nicht mehr. Jemand, dem ich das anvertraut hatte, hat es mir heuer wieder erzählt. Im nachhinein bin ich über mich selber erschrocken. Aber ich war damals so enttäuscht über die plötzliche Kraftlosigkeit nach dem Herzstillstand. Davor konnte ich wandern auf 2000 m Meereshöhe und jetzt konnte ich plötzlich kaum noch stehen, bzw. nach der Entlassung aus dem Krankenhaus kaum noch Treppensteigen. Aber mit den Fortschritten kam auch mein Lebensmut zurück. Ich soll mich, als ich aus dem (künstlichen) Koma erwacht bin, schon bald nach meinem Freund erkundigt haben und schon als ich noch intubiert war gleich deutlich gemacht haben, daß ich verstehe, was der Arzt sagt. Und nach zwei drei Monaten habe ich wieder mit dem Tanzen begonnen. Von Woche zu Woche ist es aufwärts gegangen. Trotzdem war ich oft enttäuscht, weil ich mich mit früher verglichen habe. Wie früher ist es nie mehr geworden. Auch jetzt, zwei Jahre danach, bin ich noch deutlich schwächer als zuerst. Aber es geht nicht mehr aufwärts. Es ist jetzt stabil. Aber ich lebe. Und heute kann ich von Herzen glücklich darüber sein.

Evi


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern