Ich bin neu hier ... und habe als Angehörige noch viel Angst.

#1
Liebe Defi-Träger,

ersteinmal vielen Dank, dass es dieses Forum gibt und ich schon so viel über den Defibrillator erfahren konnte.
Ich selber bin 38 Jahre alt und "nur" als Angehörige betroffen. Mein Vater erhält jetzt gerade, 06.11.2012, 13 Uhr mit 67 Jahren seinen ersten Defibrillator in der Medizinischen Hochschule Hannover. Seit Samstag liegt er auf der Intensivstation. Es war/ist alles ganz schlimm für mich und meine Mama. Unsere Oma ist vor drei Wochen nach langer Krankheit zu Hause eingeschlafen und das war wohl alles zuviel: Papa hatte am Samstag -ausgelöst durch Tachykardie(?)- einen Infarkt... Zum Glück hat meine Mama rechtzeitig reagieren können; Notarzt war sofort da, Defibrillator wurde angelegt..,furchtbar für uns Angehörige... es war so schlimm..und nun heute die OP. Ich habe zum Glück Euer Forum entdeckt und bin schon etwas beruhigter. Vielen Dank für die informativen Einträge. Ich hoffe jetzt, dass die OP gut verläuft und wir Papa am Nachmittag/Abend besuchen können. Sicher werden noch konkrete Fragen von mir/uns kommen. Doch haben wir als Angehörige natürlich große Angst vor zukünftigen Schocks und Schmerzen die mein Vater erleiden wird. Aber ich sage mir dann wieder, dass er zum Glück noch lebt...
Vielleicht hat hier im Forum schon jemand Erfahrungen mit möglichen REHA-Aufenthalten im Anschluß an die OP(?), welche Kliniken können empfohlen werden ... und leitet diese Reha-Maßnahme sogleich das Krankenhaus ein(?) -Ansonsten rufen wir morgen mal bei der Krankenversicherung an und erkundigen uns.
So, nochmal vielen Dank für dieses Forum und Euch Defi-Patienten weiterhin alles Gute!!!
Liebe Grüße,
Sonni

Re: Ich bin neu hier ... und habe als Angehörige noch viel Angst.

#2
Hallo Sonni,

erst einmal ein herzliches Willkommen an Euch. Ich bin sicher, dass wir euch mit Antworten auf eure Fragen nicht im Stich lassen und euch so gut wie möglich unterstützen.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, hatte dein Vater einen Infarkt, wurde danach reanimiert und erhält schon heute seinen Schutzengel. Ich habe meinen ersten ICD vor 7 Jahren erhalten und hatte bis jetzt nur 2 Überstimulationen und noch keine (Schock-)Therapie. Ich denke, dass viele der Mitglieder hier ebenfalls noch keinen Schock bekommen haben. Das mag sich vielleicht anders lesen, aber wer hier im Forum ist und noch nie geschockt wurde, schreibt auch zu diesem Ereignis keine eigenen Erfahrungen. Ich wünsche deinem Vater, dass auch er sich in dieser schweigenden Mehrheit wiederfindet.
Zu deiner Frage "Reha-Massnahmen" solltest du dich an die Sozialstation im Krankenhaus wenden. Diese Leute haben damit sicherlich eine grosse Erfahrung und sind in der Regel auch sehr hilfsbereit. Wenn dein Vater eine bestimmte Landschaft mag (Schwarzwald. Meer, Bodensee, usw) könnt ihr den Wunsch äussern, die Reha-Massnahmen (für Herz, Kreislauf. usw) dort in Anspruch zu nehmen.

Liebe Grüße
die Alte Fregatte



Re: Ich bin neu hier ... und habe als Angehörige noch viel Angst.

#3
Hallo liebe "Alte Fregatte" ;-),

das ist ja schön, so schnell eine Antwort zu bekommen! Danke! Ja, mein Vater wurde am Samstag reanimiert. Stimmt, darüber, dass hier im Forum vielleicht viele Defi-Träger eher über ihre Schocks berichten als über ihre Nicht-Schocks habe ich noch gar nicht nachgedacht... Deine Antwort beruhigt mich deshalb wieder ein bisschen mehr. Das mit der Sozialstation ist ein guter Tipp, da werden wir uns dann erkundigen. Hoffe, dass wir in 3-4 Stunden zu meinem Papa dürfen.

Liebe Grüße, Sonni

Re: Ich bin neu hier ... und habe als Angehörige noch viel Angst.

#4
Hallo Sonni,

ja, es war schön, meine Frau nach der OP am Krankenbett zu sehen und festzustellen, dass sich jetzt nur noch die Narkosenebel lichten müssen um wieder aufzustehen und heim zu gehen. Dass war leider nicht ganz so einfach, man wollte mich unbedingt mit Kühlbeuteln und Sandsack auf der OP-Stelle malträtieren. Am 1. Tag nach der OP bin ich dann -ohne Eisbeutel und Sandsack- mit meiner Frau im Klinikpark (und beim Italiener) gewesen und weitere 3 Tage später war ich dann wieder zuhause.
Also, viele Genesungswünsche an deinen Vater und dir und deiner Mutter wünsche ich, dass sich das "Kopfkino" sehr schnell erledigt.

die Alte Fregatte.



Re: Ich bin neu hier ... und habe als Angehörige noch viel Angst.

#5
erst einmal ein Herzliches Willkommen.

Ich hoffe, daß dein Vater alles gut überstanden hat und mein Vorschreiber dir/euch etwas von den Ängsten nehmen konnte.
Ich bin seit 8 Jahren "Defiträger" und hatte bisher noch keine Schockabgabe.
Aber es ist gut zu wissen, daß der Defi da ist, falls er doch mal gebraucht wird:-)

Die Sozialstation im Krankenhaus kann einen AHB-Antrag stellen und wenn man einen guten Draht zu denen hat, kann man auch ein bißchen Einfluß darauf nehmen, wo man hin kommt. Es sollte nur nicht zu weit vom Heimatort sein. Ich habe bisher zwei Reha-Kliniken kennengelernt: Bad Nauheim und Bad Rothenfelde, wobei da wirklich Welten zwischen lagen. So ähnlich wie Billighotel gegen Sternehotel;-)
Also ich würde immer wieder nach Bad Rothenfelde fahren, sowohl wegen der Klinik als auch wegen dem "Drumherum" was auch wichtig ist. Damit meine ich das nette Städtchen mit netten Cafés und Veranstaltungen das schnell zu Fuß zu erreichen ist.

Deinem Vater alles Gute

Andrea



Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt. (Albert Einstein)

Re: Ich bin neu hier ... und habe als Angehörige noch viel Angst.

#6
Liebe "Alte-Fregatte", liebe Andrea,

vielen Dank nochmal für Eure Zeilen. Papa hat die OP gestern ganz gut überstanden. Es gab wohl etwas Schwierigkeiten die Sonde richtig zu platzieren, soll dann aber doch noch alles gut geklappt haben. Wir waren gestern auch direkt nach dem Eingriff bei ihm ;-). Er war noch etwas benommen, aber sonst ging es ihm ganz gut. Wenn heute soweit alles okay ist, wird er auch von der Intensiv- auf die normale Station verlegt.

Jetzt vielleicht an Euch nochmal eine "dumme" Frage... der behandelnde Arzt sagte gestern, dass mein Vater ja nun ein Kombigerät hat, "2 in 1" also Herzschrittmacher und Defibrillator. Ich hatte immer gedacht, entweder oder... oder ist diese Kombination eben der implantierbare Kardioverter/Defibrillator (ICD) (?). So ganz ist mir das noch nicht klar...
Vor dem Eingriff hat mein Vater ein Patienteninformationsblatt zum Defibrillator erhalten... da hatte ich aber nichts von Herzschrittmacher gelesen und habe das auch immer "gesondert" verstanden... Entschuldigt ggf. diese Frage...;-).

Liebe Grüße und nochmal vielen Dank für Eure mutmachenden Zeilen,
Sonni

Re: Ich bin neu hier ... und habe als Angehörige noch viel Angst.

#7
Ein Defi kann nur in Kombination mit dem Schrittmacher im Falle eines Falles hilfreich sein. Der adäquate Schock führt zu einem Beenden von VTs, doch danach muss der Schrittmacher dem Herz den Takt wieder vorgeben. Deshalb ist er im Defi enthalten. Außerdem besteht so auch die Möglichkeit des "Overpacing", so dass es gar nicht zu einer lebensbedrohlichen Situation kommen muss.

Herzliche Grüße
Detlef

Re: Ich bin neu hier ... und habe als Angehörige noch viel Angst.

#10
Hi Sonni.
Ich hab meinen Defi seit nun 4 Jahren. Es handelt sich dabei auch um ein "Kombigerät", also ICD mit Herzschrittmacherfunktion.
Mir geht es seit der Implantation wesentlich besser als vorher und auch mein "Blechsepp" hat sich bis jetzt absolut ruhig verhalten, also keine Schocks oder Überstimmulationen.

Dein Papa hat ja nun seinen Schutzengel eingebaut und Du wirst sehen es wird ihm von Tag zu Tag besser gehen. Wir drücken Euch die Daumen und wenn Du Fragen hast, dann nur raus damit. Wir sind hier ein super netter Haufen und bei uns "da werden Sie geholfen" :-)

Gruß Andi