Mein Leben, unsere Zukunft

#1
Nachdem ich mich vorgestellt habe möchte ich hier mal meine Geschichte erzählen.
Im Jahr 2008 hatte ich eine von mir nicht bemerkte Erkältung oder einen grippalen Infekt oder was auch immer. Ich fühlte mich schlapp und immer Müde. Das habe ich auf meinen anstrengenden Job geschoben. Als Einkäufer für einen bekannten Hersteller von Outdoor Bekleidung war ich nahezu jeden Monat in Fernost unterwegs und habe versucht die Nachfrage nach Jacken und sonstigen Produkten zu befriedigen. Dadurch war ich sowieso immer müde und schlapp. Der Arbeitgeber bezahlte auch keine Flüge in der Businessklasse wo man schlafen könnte, stattdessen 10 - 12 Stunden sitzen .... So habe ich nicht bemerkt, das ich krank war.
Im Urlaub habe ich Herzrasen bemerkt und und konnte mehrere Nächte nicht schlafen. Wir haben den Urlaub abgebrochen und sind ins Krankenhaus gefahren. Hier haben sie mich gleich auf der Intensivstation behalten und nach 2 Wochen in ein Herzzentrum weitertransportiert. Im Herzzentrum wurde eine abgelaufene Myocarditis diagnostiziert, ein Parovirus B19 gefunden (Biopsie), ein EF von 12-15% gemessen, ein Thrombus in der linken Herzkammer gefunden, eine immense Vergrösserung der linken Herzkammer festgestellt und dadurch auch eine Mitralklappen Insuffizienz.
Nach 2 Monaten im Herzzentrum wurde ich mit einer Defi-Weste entlassen. Diese trug ich ein halbes Jahr. Immer mit der Angst, das diese Weste durch falsch gemessne Signale einen Elektroschock abgibt. Selbst wenn man den Reisverschluss der Jacke schloss wurde dies von der "Weste" als Tachykardie registriert und Alarm ausgelöst. Das war Stress pur, für meine Frau genauso wie für mich. Nach 5 Monaten Stress habe ich die Weste abgelegt, weil ich in diesem Zeitraum nie Tachykardien bemerkt hatte. Gott sei Dank hat sich mein Herz wieder verbessert und ich ging nach 10 Monaten krank sein wieder Arbeiten.
Hier ging dann die Mobberei los. Ich sei nicht leistungsfähig! Ich solle auf Gehalt verzichten! Ich solle meinen Nachfolger einarbeiten und kündigen! Das ganze Programm ..... Nach einen 3/4 Jahr und einen Selbstmordversuch habe ich mir psychologische Hilfe gesucht und bekommen indem ich mich ins Wartezimmer vom Psychologen setzte und nicht wieder aufstand als bis dieser mich behandelte. Ich habe 4 Stunden gesessen und gewartet. Somit habe ich dann eine psychologische Behandlung mit Einweisung in eine Nerven Klinik bekommen. In dieser Klinik blieb ich 3,5 Monate zur stationären Behandlung. Danach weitere ambulante Behandlung als Gesprächstherapie. Die Psychologen empfahlen mir den Job zu kündigen was ich auch machte. Es war im Übrigen nicht mehr daran zu denken in diese Firma zurück zukehren. Lag die Firma doch 350 km weit weg von meinem Wohnort. Ich wollte keine Zweitwohnung mehr mit Wochenendfamilie. Es hätte bestimmt nicht lange gedauert und ich hätte weiteren Suizid versucht.
Der Rentenantrag den ich stellte, mit dem Ziel einer Umschulung wurde abgelehnt und somit war ich Arbeitslos. Mit Behinderung in einem fremden Beruf Arbeit zu finden ist eben nicht so einfach. Nach 1 Jahr fand ich Arbeit als Verkäufer im Aussendienst bei einer kleinen, Familien geführten Industrievertretung. Hier bin ich bis heute angestellt.
Im Sommer diesen Jahres habe ich einen ICD implantiert bekommen da VT's immer häufiger wurden. Im Herzzentrum wurde ich erneut untersucht und mein EF mit 30% gemessen. Versorgt mit ICD bin ich wieder Arbeiten gegangen. Beim ersten Check up und auslesen des Speichers im ICD hat sich gezeigt, das 2 mal Therapiert wurde. Somit wurde mir ein halb jährliches Fahrverbot auferlegt an das ich mich unbedingt halten solle! Nach Besuch bei meinem Hausarzt und erneutem Besuch beim Psychologen bin ich jetzt erstmal krankgeschrieben. Mein Arbeitgeber hat jetzt den Integrationsfachdienst eingeschaltet und mir droht die Kündigung wenn ich meine Fahrerlaubnis nicht nach 6 Monaten zurückbekomme. Die Firma ist sehr klein, und ich weiss nicht ob die meine Stelle sowieso neu besetzen. Mir droht die Arbeitslosigkeit und finanzielle Einbussen.
Das erste, was die von Integrationsfachdienst mich fragten war, ob ich mir vorstellen könnte mein Haus zu verkaufen? Na vielen Dank! Eine 4 Zimmer Wohnung währe genauso teuer, wenn nicht sogar teurer.
Jetzt geht der ganze Mist wieder von vorne los und ich weis nicht, ob ich neben der Zukunftsangst auch noch die Kraft habe mit meiner Krankheit zu leben! Gott sei Dank habe ich Rückhalt in meiner Ehe und Familie.
Aber was kommt denn für mich in Frage? Soll ich einen Rentenantrag stellen? Wenn Ja mit welcher Begründung. Ich bin krank und körperlich nicht leistungsfähig. Der von Integrationsfachdienst meinte ich solle mir einen ruhigen Bürojob suchen! Gibt's so was noch? Oder meinte der seinen Job in der Kreisverwaltung? Zur Zeit bin ich wieder sehr deprimiert, sitze zuhause und grüble.

Wenn jemand von euch einen Tipp hat bin ich sehr dankbar!

Lieben Gruß
Uwe

Re: Mein Leben, unsere Zukunft

#2
hallo Uwe,

bei der DRV gilt: Reha vor Rente.

Beantrage am Besten eine medizinische Reha (geht auch online, ausfüllen-ausdrucken-unterschreiben- befunde ran soweit du sie hast-weg schicken) und lasse dort deine Arbeitsfähigkeit feststellen. Dann hast du eine bessere Basis um zu sagen: voll Arbeiten, Teilzeit arbeiten, Umschulung durch die DRV, Rente etc.

hast du einen Schwerbehindertenausweis beantragt ?
wäre bei Verneinung die nächste Maßnahme.

Das Grübeln kennen viele hier.

Erhole dich erstmal vom Mobbing-Stress auf der Arbeit, vom ganzen Krankenhausgedöns etc. . . . . Beschäftige dich intensiver mit deinem Hobby, mache Sport soweit es möglich ist, genieße die Zeit mit einer Familie. . . . . und psychologische Hilfe ist dringend geboten und hilfreich bei Rente-, Schweb- und Arbeitssachen ;-)

es gibt eine Zeit danach und die wird Besser :-)


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Myokarditis im Kindesalter, ICD Implantation in den 90'ern+ 5 Reanimationen + 4 ReImplantation, 1x Sonden- & TaschenRevision, EF 45%, NYHA II, Herzinsuffiziens II°, Mitralklappeninsuffiziens I°,Trikuspidalklappeninsuffiziens I°, Amiodaron/Bisoprolol=ß-Blocker-Unverträglichkeit

Herztod am 29.04.96 + 02.03.16

Manchmal klingt es hart & tut weh, aber danach weißt Du warum !

Re: Mein Leben, unsere Zukunft

#3
    Zitat: Uwe Stefan
    ... Mein Arbeitgeber hat jetzt den Integrationsfachdienst eingeschaltet und mir droht die Kündigung wenn ich meine Fahrerlaubnis nicht nach 6 Monaten zurückbekomme.

    ...

    Das erste, was die von Integrationsfachdienst mich fragten war, ob ich mir vorstellen könnte mein Haus zu verkaufen?
Moin Uwe,
ich kann zwar die Motivation und den Stand des kleinen Unternehmens verstehen, aber ob Du wieder Autofahren kannst bestimmt in erster Linie der Zustand Deines Herzens.

und bei dem zweiten fragt man sich wirklich, auf wessen Seite der Integrationsfachdienst steht.


Ich kann Birgitt nur Zustimmen, Gehe auf eine Reha zur Wiedereingliederung/Erhaltung Deiner Arbeitskraft in eine Klinik der DRV, bei Deiner Vorgeschichte am Besten gleich mit psychosomatischer Betreuung (d.h. minimum 6 Wochen) und lass checken, wie weit Du belastbar bist. Vielfach haben die dort auch eine Beratungsstelle, was Du in der Situation für Möglichkeiten hast.

Gruß

Thorsten



Re: Mein Leben, unsere Zukunft

#4
Hallo Birgit, Hallo Thorsten,

vielen Dank für eure Antworten. Also Ihr meint ich solle Rente beantragen!
Dann will ich das mal machen. Wie gesagt, bin ich zur Zeit Krank geschrieben (psychosomatisch) und diesen Status möchte ich auch aufrecht erhalten. Passt das zusammen?

An Birgitt:
Ja, ich habe einen Behinderten Ausweis mit einen Grad der Behinderung von 50%, wobei der ICD noch nicht berücksichtigt ist. Aber ich will jetzt keine neue Überprüfung beantragen, da ich Angst habe es ergeht eine Meldung ans Strassenverkehrsamt und mein Führerschein wird eingezogen. Nach dem Motto: Keine schlafenden Hunde wecken! Ausserdem Denke ich das es bei den 50% bleiben wird.
Meine Frau hat für uns einen Termin beim Fachanwalt für Sozialrecht gemacht. Mal sehen was der uns rät.

An Thorsten:
eine REHA zur Wiedereingliederung/Erhaltung meiner Arbeitskraft in einer Klinik der DRV mit psychosomatischer Betreuung. Ich muss doch sowieso in eine REHA bevor ich Rente Beantragen kann oder wie ist das? Ich glaube ich muss erst die REHA beantragen bevor ich die Rente beantrage ..... Weis einer in welcher Reihenfolge das geht?

Oh man Fragen über Fragen!

Liebe Grüße Uwe

Re: Mein Leben, unsere Zukunft

#5
Hallo Uwe,
Bei mir war es so das ich direkt nach der Op auf antrag vom krankenhaus zur Reha kam.Bin dann während der Reha wegen absetzen der Tabletten auf der Intensivstation einer naheliegenden Klinik gelandet.Dann wieder zur Reha.Aus der Reha wurde ich als nicht arbeitsfähig entlassen und zurück in das Krankenhaus in meiner Heimatstadt zurück gebracht.Da haben sie mich wieder albwegs aufgebaut.Danach habe ich den Schwerbehindertenausweis beantragt ,der wurde mit 80% ausgestellt.Habe dann Kankengeld bekommen bis ich vor 3 Monaten ausgesteuert wurde.Dann zur Argentur für Arbeit die nach Krankenhausberichten mich aus nicht vermittelbar an die DRV weiter vermittelt hat und wieder einen Rehaantrag gestellt.Der wurde wegen keiner voraussichtlicher Besserung abgelehnt und gilt dann direckt als Rentenantrag.Bekomme jetzt Berufsunfähigkeitsrente.



Gruß aus Menden
Jupp

Re: Mein Leben, unsere Zukunft

#6
An Birgitt:
Ja, ich habe einen Behinderten Ausweis mit einen Grad der Behinderung von 50%, wobei der ICD noch nicht berücksichtigt ist. Aber ich will jetzt keine neue Überprüfung beantragen, da ich Angst habe es ergeht eine Meldung ans Strassenverkehrsamt und mein Führerschein wird eingezogen. Nach dem Motto: Keine schlafenden Hunde wecken! Ausserdem Denke ich das es bei den 50% bleiben wird.
Meine Frau hat für uns einen Termin beim Fachanwalt für Sozialrecht gemacht. Mal sehen was der uns rät.


hallo Uwe:

da du schon 50%ohne ICD hast wird es noch mehr werden, weil der ICD alleine schon 50% hat, somit entweder Neufeststellung beantragen (wenn die anderen 50% nicht herzbedingt) sind oder Verschlechterungsantrag stellen, wenn die ersten 50% herzbedingt sind. SOFORT
Alle Krankheiten die du hast angeben.

der Fachanwalt für Sozialrecht kann euch da nicht viel raten, nur das selbe !!! Das Geld kannste dir sparen.


REHA vor Rente. Also erst den Rehaanttrag stellen, möglichst bald. Wird die Reha genehmigt, dann wird bei Entlassung mit Arbeitsfähigkeit unter 6h der Rehaantrag automatisch als Rentenantrag gewährt, da dir dann Teilrente zusteht. Wirst du ohne Einschätzung der Arbeitsfähigkeit entlassen, so musst du gesondert Rentenantrag stellen, nach der Reha.


Es wird im Übrigen KEINE Meldung an die Führerscheinstelle gemacht. Dein Kardiologe bzw die Klinik entscheiden über das Fahrverbot. Jedoch in der FEV ist genau geregelt, ab wann man kein Auto mehr fahren sollte. Das ist von Fall zu Fall abhängig.


Wenn du psychosomatisch krank geschrieben bist, kümmere dich bitte um eine Therapie bzw einen Therapieplatz. Nur mit Tabl. geht das nicht weg und wird beim Versorgungsamt nicht anerkannt ohne Vorweisung einer Therapie.


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Myokarditis im Kindesalter, ICD Implantation in den 90'ern+ 5 Reanimationen + 4 ReImplantation, 1x Sonden- & TaschenRevision, EF 45%, NYHA II, Herzinsuffiziens II°, Mitralklappeninsuffiziens I°,Trikuspidalklappeninsuffiziens I°, Amiodaron/Bisoprolol=ß-Blocker-Unverträglichkeit

Herztod am 29.04.96 + 02.03.16

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Re: Mein Leben, unsere Zukunft

#7
Juff,

das is keine BU (gibt es seit mehreren jahren nicht mehr) sondern eine EMrente - Erwerbsminderungsrente


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Myokarditis im Kindesalter, ICD Implantation in den 90'ern+ 5 Reanimationen + 4 ReImplantation, 1x Sonden- & TaschenRevision, EF 45%, NYHA II, Herzinsuffiziens II°, Mitralklappeninsuffiziens I°,Trikuspidalklappeninsuffiziens I°, Amiodaron/Bisoprolol=ß-Blocker-Unverträglichkeit

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