Gedanken zum Thema Defi ja oder nein

#1
Ich hatte mich ja vor Kurzem hier vorgestellt. Ich soll im August einen Defi bekommen und beschäftige mich jetzt mit diesem Thema.

Tendiere zurzeit zur Implantation.
ABER WO LICHT IST, IST AUCH SCHATTEN.

Als Laie sagte ich mir am Anfang, so schlimm kann das Einsetzten des Defis nicht sein und wenn ein bisschen Zeit ins Land gegangen ist (und ich keine Schmerzen mehr habe) dann kann ich das Vorhandensein des Defis verdrängen. Ich denk dann einfach, gut dass ich ihn habe. Er ist mein Schutzengel, wenn meine Herz mal spinnt.

Bisher hatte ich keine Rhythmusstörungen, aber diese können aufgrund meiner Herzerkrankung (2002 Vorderwandinfarkt und danach Bypass-OP) und meiner beginnenden Herzschwäche (EF 31-35 %) ja mal plötzlich kommen, auch jetzt, auch z.B. jetzt beim Autofahren.

Ist eigentlich Autofahren jetzt nicht genau so gefährlich wie dann mit dem Defi ???
Komisch, eigentlich mach ich mir jetzt erst darüber Gedanken.

Ach ich hab noch mal ne Frage zum Defi.
Bisher dachte ich, einen Schock gibt es nur dann, wenn Herzstillstand eintritt bzw. Herzkammerflimmern, welches unterbrochen werden muss.
Hier lese ich aber auch von Entladungen /Schocks, die ich nicht so richtig deuten kann.
Vielleicht kann mir noch mal jemand genaueres erklären.

DANKE



Re: Gedanken zum Thema Defi ja oder nein

#2
Hallo Jessy
Mache dir nicht so viel gedanken über den Defi. Ich habe meinen seit06.02.08 und bis jetzt nix vorgefallen. Wovon man reden soll. Ich habe gar keine zeit gehabt richtig darüber nachzudenken. Habe ihn einfach rein gelassen. So weiß ich wenigsten, dass ich einen Retter in Not un mir habe, falls mal doch was passieren tut. Ich fahre auch weiterhin mit dem Auto. Ich hoffe, dass ich dir etwas helfen könnte.

LG von Andy


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Gehörlos durch Gehirnhautentzündung mit 11 Jahren. Defi-Träger seit 2.2008. wegen Ventrikuläre Tachykardien.
Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) letzte Stufe am 2.2013! KHK! Arteriosklerose!

Re: Gedanken zum Thema Defi ja oder nein

#3
Hallo Jutta,

ja, wo Licht ist ist auch Schatten und der Termin im August rückt immer näher.
Die Entscheidung für oder wider Defi kann ich dir nicht abnehmen - meine eigene Situation habe ich dir bereits geschildert.
Der Defi hat mich vergangene Woche zum wiederholten Male ins Leben zurückgeholt, du kannst du dir ja leicht ausmalen, wie dankbar ich dafür bin. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Kammerflimmern bei 250 Puls und einem vor Angst gelähmten Ehemann positiv hätte beendet werden können!
Die Sache mit der Operation - bis auf eine Xylocain-Unverträglichkeit, aufgrund derer ich dann doch eine Vollnarkose bekommen habe (da kann aber ja niemand was dafür) verlief alles in volkommen normalem Rahmen. Natürlich zwickt es anfangs, aber wer schon mal operiert wurde, kennt das ja schon. Beim Defi ist das nicht schlimmer oder besser als bei anderen Opertationen. Ich bekam nach der Implantation keinerlei Schmerzmittel, weil ich diese gar nicht benötigt habe. Ich spürte die OP-Wunde, ich fand sie lästig, das war aber auch alles.

Wie bei allen anderen Dingen kann bei der OP natürlich was schiefgehen, aber größtenteils verläuft doch alles ordnungsgemäß. Bei manchen Mitgliedern hier im Forum ist vielleicht manches schiefgelaufen, aber ich denke mal, daß der Großteil keine sonderlichen Probleme hatte.

Schwieriger ist die mentale Verarbeitung des Defis, man fühlt sich diesem Gerät hilflos ausgeliefert, weil man keinerlei Einfluß darauf nehmen kann. Ein Auto kann ich abbremsen, eine Maschine kann ich anhalten, einen schlchten Film kann ich unterbrechen, nur auf den Defi kann ich nicht einwirken (das ist aber auch gut so).

Aber mit der Zeit wird auch das tatsächlich besser, der Mensch gewöhnt sich an alles. Nach einer gewissen Zeit spürst du den Defi gar nicht mehr, es sei denn, du rennst mit ihm frontal gegen ein Hindernis (bei mir Türstock), ich kann mich volkommen normal bewegen, außer meine Ängste holen mich mal wieder ein. Dann laufe ich ganz versteift durch die Gegend, obwohl das totaler Schmarrn ist!
Natürlich fängt wieder vieles von vorne an, wenn der Defi denn mal aktiv wird, aber die Angst vor einem möglichen Tod sollte größer sein, als die Angst vor dem Defi.

Deine Gedanken zum Autofahren haben mich auch in's Grübeln gestürzt! Aber ich finde, du hast vollkommen richtig gedacht: ob mit oder ohne Defi, Auto fahren mit Herzschwäche ist immer ein großes Risiko. Auf die Idee, daß man nicht mehr fahren sollte, bringt einen eigentlich erst die Existenz des Defis, aber bei einem plötzlichen Kammerflimmern oder Herzstillstand ohne Defi ist man auch binnen weniger Sekunden im Reich der Bewußtlosigkeit, also.... Übrigens - meine Bewußtlosigkeit am Donnerstag rührte nicht vom heftigen "Zuschlagen" des Defis, sondern von einer Minderversorgung meines Gehirns durch das Kammerflimmern. Es sollte nicht so klingen, als ober der Defi ein brutaler Schläger ist.

Was deine letzte Frage betrifft:
Im günstigsten Falle wird von kompetenten Ärzten der Defi implantiert, eingestellt und das Gerät sowie die Sonde (-n) sind technisch hervorragend.
Es KANN aber manchmal durch falsche Programmierung ein unnötiger Schock ausgelöst werden, es KANN durch einen Sondenbruch unnötige Schocks geben. Wenn du hier von vielen Schocks in Folge gelesen hast, war meistens ein Sondenbruch die Ursache, der Defi zählt dann, soviel ich weiß, die Herzfrequenz falsch, und macht dann das, was seine Aufgabe ist, weil er von mir aus durch den Bruch auf 230 Schläge kommt, in Wirklichkeit aber organisch alles normal läuft.

Wenn - wie bei den meisten -alles glatt läuft, interveniert der Defi NUR, wenn es nötig ist, das sind dann adäquate Schocks und so sollte es natürlich sein.
Bei der letzten Defikontrolle im März stellte ich meinem Kardiologen die Frage, ob mit meinem Defi noch alles in Ordnung wäre und auch mit mit "Erkennung" eines Problems, was er natürlich versicherte. Meine Frage hatte durchaus einen ernsten Hintergrund, weil mein Defi seit Sept. 06 nichts mehr aufgezeichnet hat. Und jetzt habe ich ja bemerkt, wie fit mein Defi ist - gottseidank.

So, nun habe ich ganz schön viel gelabert, aber es ist eine schwierige Entscheidung und hier im Forum liest man ja auch viele unangenehme Defigeschichten. Und die brennen sich halt naturgemäß leichter in's Hirn, als die guten Geschichten.

Ich wünsche dir alles Gute.
Gruß Carmen

PS: Gebe mir Bscheid, wenn du mal telefonieren willst.

Re: Gedanken zum Thema Defi ja oder nein

#4
die Schockabgabe ist nicht die einzige und entscheidende Funktion des DEFI`s. Wichtig ist vielmehr die gesamte Therapie, dazu gehört der Overdrive der bei auftretenden VT`s versucht einzugreifen und diese mit stromabgabe (zwischenschlag des Herzens) zu terminieren. In der Regel versucht der DEFI immer zuerst seine voreingestellten Funktionen auszuführen bevor die Schockabgabe erfolgt diese ist immer der letzte Schritt der Therapie. Ich habe meinen DEFI seit Dezember 2005 und bis jetzt wurden 9 VT´s mit overdrive terminiert eine Schockabgabe erfolgte bis jetzt nicht



mfg
Heinz.r

Re: Gedanken zum Thema Defi ja oder nein

#6
Hallo liebe Carmen,

ich hab mich sehr über die Beiträge von dir gefreut. Es ist schön, Informationen aus erster Hand zu bekommen.
Ich freue mich auch ganz toll, dass dein Freund, sprich Defi, dir vergangene Woche das Leben gerettet hat und wünsche dir für die Zukunft von Herzen alles Gute. Fühl dich von mir ganz toll gedrückt.

Ja die Geschichten und Berichte hier im Forum sind schon sehr interessant und vermitteln viele Informationen. Aber ich finde das sehr gut, auch wenn du hast Recht, die negativen Infos bleiben stärker im Gedächtnis.
Trotzdem ist es gut zu wissen, was alles passieren kann. Ich bin auf jeden Fall froh, dass es dieses Forum gibt.

Liebe Carmen,
ich hab dir noch eine Mail ins persönliche Postfach geschickt.
Gerne können wir mal telefonieren. Freu mich.

Gruss JESSY