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2009 fängt nicht so gut an...

Verfasst: 8. Januar 2009, 18:54
von fraster
Hallo, ihr Lieben und ein frohes neues Jahr!

Ich komme gerade aus der Uni-Klinik Düsseldorf, wo ich einen dreitägigen Aufenthalt hatte. Leider startet das Jahr 2009 nicht so prickelnd für mich. :o(

Obwohl ich ja eine schöne Weihnachtszeit mit meiner Liebsten verbracht habe, schließlich hatten wir beide zwei Wochen Urlaub und haben viel geschlafen, Heimkinoabende verlebt und natürlich das eine oder andere Weihnachtsleckerli und alkoholische Getränk vertilgt, wodurch ich auch ca. 2 Kilo zugenommen hatte. Vielleicht konstruiere ich da jetzt auch etwas hinein, aber lest selbst:

Montag Abend hatte ich ganz normal mein Abendbrot eingenommen, als mein Herz plötzlich anfing ganz unrund zu laufen. Leider renkte sich das Ganze nicht wieder von alleine ein und lief unrund die ganze Nacht durch. Ich hatte die Betablocker-Dosis verdoppelt, aber auch dieser offizielle Trick half nichts.

Nun kenne ich dieses absolut beängstigende Gefühl, dass das Herz extrem unrund und wie auf halber Leistung läuft und vermutete wieder mal ein Vorhofflimmern, welches ich bislang schon zwei mal im Krankenhaus per Elektroschock hatte beenden lassen müssen. Ein anderes Mal führte 2006 dazu, dass mein Defi inadäquat auf Stufe 2 (24 Joule) geschockt hat, weil er ein Vorhofflimmern als Kammerflimmern fehlgedeutet hatte...

Und tatsächlich lautete jetzt die Diagnose "Absolute Arrhythmie durch Vorhofflattern", einer langsameren Art von Vorhofflimmern, jedoch mit denselben Auswirkungen: Luftnot, wenig körperliche Belastbarkeit, Schwindel, Druckgefühl auf Bauch und Herz sowie Angstgefühle.

Bislang habe ich ein Vorhofflimmern immer mit einem nicht ausgeglichenen Elektrolythaushalt in Verbindung bringen können. Und seitdem ich relativ viel Magnesium und Kalium zu mir nehme, hatte ich geglaubt, dies nun zukünftig verhindern zu können, aber Fehlanzeige! Ironischerweise war sowohl der Kalium- als auch der Magnesiumspiegel ganz ok, und trotzdem bekam ich dieses Vorhofflattern. Bereits Tage zuvor hatte ich immer mal wieder leichtes Muskelzucken, was ja normalerweise auf Magnesiummangel schließen lässt, aber egal, wieviel ich davon einnahm, es wurde nicht wirklich besser. Zurzeit nehme ich 3 Magnesium Verla Dragees und eine Kalinor retard-Kapsel morgens und das gleiche nochmal abends. Zuviel Magnesium wird ja ohnehin mit dem Urin ausgeschieden bzw. wirkt sogar abführend. Aber zuviel Kalium kann ebenfalls Herzrhythmusstörungen auslösen, weshalb ich hier vorsichtig bin und höchstens im Sommer bei viel Schwitzen eine dritte Kalinor mittags einnehme.

Nach einer 24-Stunden-Beobachtung in der Uni-Klinik, der Gabe einer Magnesium-Lösung, einem Elektrolyt-Tropf und der dreifachen meiner üblichen Tagesdosis Digitoxin änderte sich mein Zustand leider nicht. Gestern Mittag erfolgte dann eine Schluck-Echo-Untersuchung, bei der ein Schlauch die Speiseröhre entlang bis in Herznähe vorgeschoben wird. Dies wurde gemacht, weil mein Blutgerinnungswert nicht ganz stimmte und eine Kardioversion (Schock) eventuell vorhandene Thromben lösen und in die Schlagadern pressen könnte (Folge: Schlaganfall). Zum Glück ergab das Schluckecho, dass nichts dergleichen erkennbar war, woraufhin kardiovertiert wurde. Selbstverständlich bekam ich vor beiden Eingriffen jeweils eine Kurznarkose, so dass ich von all dem nichts mitbekam.

Interessanterweise wurde die Kardioversion nicht wie so oft extern (50-100 Joule per Klebeelektroden) vorgenommen, sondern es wurde kurzerhand mein eigener Defi per Programmier-Laptop zum Schocken gebracht. Tja, seitdem habe ich wieder einen Sinusrhythmus, wenngleich noch immer von diversen Holperern begleitet. Aber ich fühle mich schon gleich wieder besser. Heute Nachmittag bin ich entlassen worden und bin noch ein wenig schlapp. Morgen gehts dann zu meinem Kardiologen, Defi auslesen und das weitere Vorgehen besprechen. Wenn sich das Vorhofflimmern/-flattern häufen sollte, kann es passieren, dass ich ein weiteres Medikament hiergegen einnehmen muss (Cordarex).

Ich werde weiter berichten...

Viele Grüße
Frank

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Dilatative Kardiomyopathie (DCM) mit ursprünglicher LVEF von 22%, mittelgradige Mitralklappeninsuffizienz, leichte bis mittelgradige Trikuspidalklappeninsuffizienz;
AICD (St. Jude Medical Atlas + VR) mit RV-Elektrode (Medtronic Sprint Fidelis 6949) seit 07/2005; Schwerbehinderung (GdB 70%); Erwerbsminderungsrente

Re: 2009 fängt nicht so gut an...

Verfasst: 8. Januar 2009, 19:08
von andy
Hallo Frank
Tut mir leid, dass 2009 kein Guter start für dich war. Kann auch nicht behaupten, dass bei mir besser war.
Ich hoffe aber dass dir es recht bald wieder besser gehen wird. Wenn dir Daumen drücken hilft, dann tue ich es hiermit.
LG andy


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Gehörlos durch Gehirnhautentzündung mit 11 Jahren. Defi-Träger seit 2.2008. wegen Ventrikuläre Tachykardien.
Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) letzte Stufe am 2.2013! KHK! Arteriosklerose!

Re: 2009 fängt nicht so gut an...

Verfasst: 8. Januar 2009, 19:22
von Tom
Hallo Frank,
ich hoffe das reicht dann für 2009!!

Re: 2009 fängt nicht so gut an...

Verfasst: 8. Januar 2009, 19:57
von Carmen
Hallo Frank,

das tut mir leid für Dich, daß es heuer schon so besch... losgeht! Vor allem wirft einen das doch wieder komplett zurück - Du hast Dich ja bestimmt mit Magnesium und Kalium auf der sicheren Seite gewähnt und auf einmal fängt die Rumplerei wieder an!

Allerdings habe ich bei mir festgestellt, daß ich Symptome von Elektrolytmangel schon verspüre, wenn dieser gar nicht vorliegt. Also am wohlsten fühle ich mich tatsächlich, wenn ich auf höchster Stufe im Referenzbereich für Kalium stehe (ist so um die 5,1 glaube ich). Ich bin jetzt mit meinem Arzt überein gekommen, daß ich Kalium zu mir nehme, wenn es "unrund" wird und damit fahre ich bis jetzt sehr gut.

Ich hoffe, das war heuer Deine einzige Attacke und der Rest des Jahres läuft jetzt reibungslos.
Denk dran: immer schön Bananen essen oder zwischendurch eine kleine Handvoll getrocknete Aprikosen.

Alles Gute wünsch' ich Dir.
LG Carmen




Re: 2009 fängt nicht so gut an...

Verfasst: 8. Januar 2009, 20:27
von Maria N.
Hallo Frank,
bei Deinem Bericht wird mir ja ganz flau im Magen. Du bist ja mit der ganzen Situation geradezu profihaft umgegangen. Hast alles versucht, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Damit wäre ich ja schon total überfordert. Da schließe ich mich Tom an und hoffe, daß das nun alles für 2009 war und der Rest nur noch zum Erholen da ist. Ich wünsche Dir von Herzen, daß morgen Dein Kardiologe die richtigen maßnahmen einleitet und die richtigen Schlüsse zieht. Halt Dich weiter so tapfer!!!!!
Alles Gute
Eva-Maria N.




Re: 2009 fängt nicht so gut an...

Verfasst: 8. Januar 2009, 22:36
von Erika-Anita
Hallo Frank,

dein Beitrag hat mich schon betroffen gemacht. Da hattest Du ja einiges auszuhalten und so ein Start in das Neue Jahr ist alles andere als schön.
Ich wünsche Dir, dass alles wieder in die Reihe kommt und Du für den Rest des Jahres Ruhe hast.

Liebe Grüße

Erika



Re: 2009 fängt nicht so gut an...

Verfasst: 9. Januar 2009, 12:24
von heike2008
Hallo Frank

Ich werde dir die Damen für den rest des neuen Jahres Drücken das jetzt wieder alles gut wird .Solch einen Jahres anfang , möchte auch keiner haben .
Alles gute kommt von heike


Re: 2009 fängt nicht so gut an...

Verfasst: 9. Januar 2009, 13:46
von Sabine Vogel
Hallo Frank,
es erstaunt mich aber wie gelassen du die Dinge angehst.Wie Eva-Maria schon sagte,ich wäre mit der Situation auch überfordert gewesen.Ich hoffe das es dir heute schon besser geht und sich dein Herzel etwas beruhigt hat.Ich glaube aber nicht,das es mit den extra Genüssen zu den Feiertagen zusammen hängt.
Ich jedenfalls wünsche dir,das es jetzt nur noch aufwärts geht.Du bist doch immer unser Frank,der zeigt wie gut und schnell es auch aufwärts gehen kann.Also,halt die Ohren steif und laß dich nicht unter kriegen.

Liebe Grüße Bine



Schau in die Augen deiner Kinder und du weißt für wen du kämpfst und lebst!(von mir;-) )

Re: 2009 fängt nicht so gut an...

Verfasst: 10. Januar 2009, 10:48
von HSchnetter
Hallo Frank,
auch von mir der Wunsch, dass es nur beim blöden Jahresanfang bleibt. Deine ausführliche Schilderung war sehrvinformativ für mich. Das mit der doppelten Dosis Betablocker wußte ich von meinem Kardiologen und hatte es auch einmal genutzt.
Wegen des Magnesiums hatte ich irgendwo gelesen, dass die Konzentration, die man bei uns frei verkäuflich bekommt z.B. wesentlich niederiger ist, als sie in den USA angeboten wird. Hier sollte man wohl versuchen detailliertere Informationen zu bekommen. Mich würde interessieren, wie dieses Kaliumpräparat heißt, was Du nimmst, denn da bin ich ohne jede Erfahrung.
Beste Grüße und ab sofort für 2009 das Beste, wünscht Horst




Re: 2009 fängt nicht so gut an...

Verfasst: 11. Januar 2009, 16:36
von fraster
Hallo, ihr Lieben!

Vielen herzlichen Dank für euer Mitgefühl und eure guten Wünsche, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Inzwischen hatte ich Gelegenheit, mit meinem Kardiologen zu sprechen, und es kamen doch wieder überraschende Neuigkeiten zu Tage. Meine brennendste Frage war natürlich: "Warum bekomme ich immer wieder mal Vorhofflimmern und wie kann ich es zukünftig vermeiden?"

Die Antworten hierauf waren doch recht erstaunlich.

Vorhofflimmern wird durch verschiedene Faktoren ausgelöst: Neben der genetischen Disposition und dem Vorhandensein einer chronischen Herzerkrankung spielen die Punkte Psyche und Ernährung eine wichtige Rolle. Beeinflussbare Faktoren, die das Vorhofflimmern begünstigen, sind z. B. zu hohe Blutdruckwerte, Elektrolytstörungen, Durchblutungsstörungen des Herzens und eine Schilddrüsenüberfunktion, wobei bei mir nur die Elektrolyte relevant sind.

Diese sind aber laut Blutwerten einigermaßen im Lot. Da aber mein Vater ebenfalls selten unter Vorhofflimmern leidet, schließe ich bei mir mal grundsätzlich eher auf erbliche Faktoren.

Es gibt aber außerdem ein in der Medizin häufig beobachtetes Phänomen, nämlich das sog. "Holiday Heart" (Ferien-Herz): Besonders gegen Ende von Urlauben oder nach einem Wochenende (sprich montags) häufen sich die Fälle von Vorhofflimmern, und genau so war es auch bei mir schon mehrfach! Der Grund klingt logisch: Während man sich im Alltag zusammenreißt und seinem geregelten Fitnessprogramm nachgeht, gönnt man sich am Wochenende oder im Urlaub mal etwas Besonderes, wie z. B. man isst mehr/anders als sonst und man trinkt weniger Alkohol. Genau so war es während meines Weihnachtsurlaubs: Ich habe mehr über die Strenge geschlagen und mehr ungesundes/fettiges Essen sowie auch mehr Alkohol zu mir genommen, was besonders stark Vorhofflimmern begünstigt. Allerdings: Wir reden hier von Mengen im Bereich von 2-3 Flaschen Bier als Tageshöchstdosis; dies ist allerdings laut Kardiologen bereits zuviel. 0,5 l Bier oder 0,2 l Rotwein, danach ist Schluss.

Tja, daraus habe ich wohl zu lernen, mein Leben auch am Wochenende/im Urlaub möglichst gleichmäßig und zurückhaltender zu leben. Dabei bin ich eigentlich der Belohnungstyp, was ja auch laut meiner Psychologin gut so ist. Nur die Belohnung muss zukünftig wohl etwas "kleiner" ausfallen... Schade. :o(

Was kann man noch tun, falls auch die Reduktion von (oder gar der Verzicht auf) Wochenend-Alkohol sowie die maximal sinnvolle Elektrolyt-Zufuhr Vorhofflimmern zukünftig nicht vermeiden kann, oder wenn es immer häufiger auftritt? Es gibt zwei Möglichkeiten:

  1. Gabe von Anti-Arrhytmika, z. B. Cordarex (Wirkstoff: Amiodaron). Dies ist aber bei Begleiterkrankungen wie DCM/Herzinsuffizienz nicht ohne Risiko, weil a) diese Medikamente ihrerseits auch Rhythmusstörungen auslösen können und b) weil sie den Puls stark verlangsamen. Und zusammen mit den Beta-Blockern und den Blutdrucksenkern, die bei der DCM wichtig sind, kann dies zu einem zu niedrigen Ruhepuls führen, der einen dauerhaften Schrittmacher nötig machen würde. Hier müsste mein Defi gegen ein Zweikammer-Modell ausgetauscht werden, und es müsste eine zweite Sonde in die andere Herzkammer implantiert werden. Dies alles will mein Kardiologe jedoch möglichst vermeiden.

  2. Ablation (gezielte Verödung von Herzgewebe). Dies wird in einer etwa 4-5 Stunden dauernden OP mittels stromführendem Katheter bei vollem Bewusstsein gemacht, um die Vorhofflimmern auslösenden Arreale genauestens zu lokalisieren und auch um die verschiedensten Emotionen zu simulieren: Stress, Angst usw. sind da häufig mit beteiligt. Insgesamt muss man mit einem Krankenhaus-Aufenthalt von rund anderthalb Wochen rechnen und sollte sich in die Obhut eines erfahrenen Spezialistenteams begeben, die bereits zahlreiche Ablationen erfolgreich durchgeführt haben. In meinem Fall wäre dies in Düsseldorf das Evangelische Krankenhaus und das Ablationsteam um Prof. Vester.

So, und jetzt hoffe ich wie ihr, dass ich wieder etwas Ruhe bis zum nächsten Vorhofflimmern habe und wünsche euch einen schönen Start in die nächste Woche.


Viele Grüße
Frank

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Dilatative Kardiomyopathie (DCM) mit ursprünglicher LVEF von 22%, mittelgradige Mitralklappeninsuffizienz, leichte bis mittelgradige Trikuspidalklappeninsuffizienz;
AICD (St. Jude Medical Atlas + VR) mit RV-Elektrode (Medtronic Sprint Fidelis 6949) seit 07/2005; Schwerbehinderung (GdB 70%); Erwerbsminderungsrente