- Zitat: Thorsten
Hi Michael,
Gruß Thorsten |
Mit Sicherheit hat dir dein Koma auch den Nikotinentzug bequem gemacht.
So würde ich das bei mir bezeichnen.
Mit dem "Kopfentzug" meinte ich keinen körperlichen, keinen "Schmachter" oder sowas in der Richtung. Der "Kopfentzug" war da, als ich nicht mehr im Krankenhaus war. Als ich zuhause am Schreibtisch saß (beispielsweise). Da lagen noch überall die Tabakkrümel rum, sogar ne Zigarettenschachtel und der Tabak-Gilb hing am Monitor, was mich früher eher nicht so sehr berührte. Es roch leicht nach Tabak. Wenn ich etwas gegessen hatte, zuckte die rechte Hand ganz leicht nach vorne und wollte wohl die Zigarette ...
Ich habe mich mal mit einem Arzt über dieses Thema unterhalten.
Der sagte mir, daß es bei Nikotin keinen körperlichen Entzug gäbe (wie z.B. bei Alkohol, bestimmten Medikamenten, gewissen Drogen). Der Nikotinentzug sei eine Sache der Psyche. Bei dem einen mehr ausgeprägt, beim anderen weniger. Du zitterst beispielsweise nicht beim Nikotinentzug, aber du kannst sehr aggressiv werden für Minuten oder auch sehr euphorisch. So war das bei mir... amals.. mit 22 oder 24 Jahren, als ich gelegentlich versuchte, das Rauchen aufzugeben. Nach spätestens 3 Tagen rauchte ich wieder.
Während der Reha habe ich auch zweimal an einer "Rauchersitzung" teilgenommen.
Bei der ersten Sitzung saßen 7 traurige Gestalten in der Halbrunde. Herzinfarkte und Hirnschläge diskutierten über das Rauchen. Zu der Zeit war ich seit ca. 7 Wochen ohne Nikotin und mächtig stolz. bezeichnete mich aber als Raucher. Außerdem der einzige Defiträger.
Was wurde sich da in die Tasche gelogen!
Ich erinnere mich an einen großen, dicken Berliner Kneipenwirt aus der Runde, der mehrmals beteuerte: "Früher hab' ick an die 60 jerocht. Jetzte nur noch 20. Ick bin zufrieden mit mir. Janz ohne jeht nich, dann werd ick zum Teufel".
Interessant waren auch die Ausführungen der hübschen jungen Dame, die die jeweils 30 Minuten moderierte (angeblich selber mal Raucherin gewesen).
Ihre These: Wir lernen das Rauchen und können es auch wieder verlernen. Das Gehirn macht beides: Es lernt und es kann verlernen.
Da ist was dran: Wie mühsam hab ich mir das Rauchen beigebracht mit meinen Freunden damals mit 15 Jahren? Die Übergänge zur Sucht hab ich nicht realisiert, als ich meiner Mutter ab und zu ne Zigarette aus ihrer Tasche klaute, weil ich keine hatte und kein Geld zum kaufen ...
Das Rauchen ist ein Ritual. Die ständig gleichen Bewegungen (ich stecke was in den Mund, ich mache das nach dem Essen, bei Stress oder auch nur mal so), dieses alles über Jahrzehnte täglich praktiziert, da lernt das Gehirn, sich entsprechend zu verhalten und will es immer wieder. also sollten wir uns nicht wundern.
Ebenso kann das Gehirn es auch wieder verlernen.
Das braucht allerdings auch ne gewisse Übung und Zeit.
Bei einem mehr, beim anderen weniger. Warum? Das weiß auch kein Doc.
Ich habe ( fast) fertig.
Als ich zum zweiten Mal an der Rauchersitzung teilnahm, waren neben mir nur noch ein Kollege und die Referendarin anwesend...
Wir haben uns gut unterhalten in diesem kleinen Kreis!