Erschöpfung nach "Überstimulation"

#1
Hallo liebe Defi-Forumaner!

Während andere Leute das wundervolle Wetter nutzen, halte ich mich seit nunmehr fast zwei Wochen lieber in der Nähe des Sofas auf. Am 12.05. hat es mich erwischt. Im hintersten Winkel einer Einkaufspassage: plötzlich Herzrasen, Panik (kann nicht mal sagen, was zu erst da war). Ich haste sofort Richtung Ausgang und merke wie der Defi „überstimuliert“, 3-4 mal. Es war deutlich zu spüren aber wohl kein Defi-Schock, nach allem, was ich hier darüber gelesen habe.
Als ich das Einkaufszentrum verlassen hatte, ebbte auch die Panik langsam ab.
In der ersten Woche danach ging gar nichts. Da ich mich erst im März nach einem ähnlichen Vorfall total auf den Kopf habe stellen lassen („Hören sie zu viel in sich hinein?“), bin ich gar nicht erst zum Arzt.
Letzte Woche habe ich halbtags wieder gearbeitet. Arbeit lenkt mich ab und hilft mir sehr, den Kopf frei zu machen. Aber eigentlich bin ich „herzmäßig“ noch überhaupt nicht belastbar. Selbst die Arbeit am PC strengt mich an. Zumeist vormittags und besonders nach den Mahlzeiten Schwindelgefühl, dazu unregelmäßig wiederkehrende Schmerzen etc. in der Brust. Fühle mich, als würde die Pumpe überall im Brustkorb anstoßen. Kurz gesagt: allgemeiner Erschöpfungszustand. Eigentlich war es nach Extrasystolen immer so, dass ich nach 5-7 Tagen wieder auf dem Damm war...
Gibt’s Betroffene hier, die Ähnliches erleben, wie geht es euch "danach"? Wie lange dauert es bei euch, bis sich euer Herz davon erholt hat? Eigentlich sollte ich mich ja viel mehr bewegen. Nach diesem Vorfall doch erst mal eher Schongang???

Einen sonnigen Feiertag noch!

Alex


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Ich war mal der "Schwejk"

Re: Erschöpfung nach "Überstimulation"

#3
Hallo Alex,
Du schreibst du hattest eine Panikattake und Herzrasen und der defi hätte stimuliert.
Warst Du tatsächlich Tachycard und der Defi hat sich gemeldet, oder war es nur Dein sujektives empfinden?
Klarheit würde eine Kontrolle des Defi bringen, wenn man "Ihn" ausliest. Ich hatte seit ich den defi habe auch dreimal solche Attaken wo ich glaubte der Defi legt gleich los, und habe den Notarzt geholt, aber jedesmal alles normal, frquenz, druck, Defikontrolle keine aktivitäten des Defi.
Das ängstliche Gefühl mit dem Trend "Alles" zu vermeiden was das Herz auch nur annähernd belasten könnte kenn ich sehr gut. Aber diese Vermeidungsstrategie hat meine Lebensqualität zu sehr eingeschränkt. Ich konnte nicht mehr aus dem Haus und war in ständiger Alarmbereitschaft. Meine Herz und die Angst haben mich beherrscht.
Nur eine stationäre Therapie in einer Psychosomatischen Klinik und weitere ambulante Therapie hat es mir ermöglicht, wieder ein einigermaßen normales Leben zuführen.

hier noch meine Geschichte
Implantiert wurde "Er" am 09.03.2011.
Am 15.05.2011 hatte ich während einer Motorradtour zunehmend mit Herzrhytmusstörungen zu kämpfen. Als es dann richtig unangenehm wurde hab ich angehalten und kurz darau hintereinander 2 Schocks bekommen. Danach hatte sich die Herzfunktion relativ schnell wieder normalisiert. Trotzdem habe ich einen NAW verständigt und mich in einem Klinikum untersuchen lassen. dieses konnte ich am gleichen Tag wieder verlassen.
Am nächsten Morgen, ein Montag, bin ich dann um das ganze abklären zu lassen in meine Klinik (Uni Homburg/Saar) gefahren. Schon auf der Fahrt dorthin hab ich bemerkt, das was nicht stimmt. Auf dem Weg vom Parkplatz zur cardiologischen Ambulanz, es war so 07.30 Uhr, ich konnte Diese schon sehen, bekam ich dann den ersten Schock, dem folgten dann noch weitere 31.
Nach dem 2. lag ich dann auf dem Gehweg. Um diese Uhrzeit herrschte lebhafter Klinikverkehr. Nachdem ca 40 Fahrzeuge an mir vorbeigefahen waren, ich hatte versucht auf mich aufmerksam zu machen, hat eine Ärztin, welche mit dem Fahrrad unterwegs hat dann zwangsläufig angehalten, weil sie mir nicht über die Beine fahren wollte, bis dahin waren ca 10 Minuten vergangen. Die Ärztin hat dann den Notarzt verständigt und mich bis in die Cardiologie begleitet. bis dahin waren ca 20 Minuten vergangen und immer noch hat der Defi geschockt.
So hilflos wie in diesen 20 Minuten bin ich mir noch nie vorgekommen, und hab zum erstenmal erfahren was Todesangst ist. Mit jedem weiteren Elektroschock wurden dies auch immer schmerzhafter. Nachdem 12. hab ich mir gewünscht den Defi ausschalten und sterben zu können. Ich wollte nur noch das es aufhört.
Dann bin ich irgendwann auf der Intensivstation wieder aufgewacht. Schon dort hab ich gemerkt das ab jetzt alles anders ist. Der aktut Therapie, folgte dann noch 5 Wochen cardiologsche Reha mit
+ mit Angst zu sterben und dem Gefühl von Hilflosigkeit/Ausgeliefertsein
+Angst und Panikzuständen
+dauerndes Gefühl der Alarmbereitschaft
+Dünnhäutigkeit, z.B. unfähig spannende Sendungen im Fernsehen zu sehen
+Merkwürdige Körpersymptome beim Denken an die Schocks
+Albträume
+Vermeidensverhalten z.B. kein Verlassen der Klinik
in der Reha wurde ich bereits auf meinen Wunsch psychologisch betreut.
Nach meiner Entlassung aus der Reha hab ich ganz schnell gemerkt, dass ich zuhause überhaupt nich zurecht komme. Ich hatte nur noch Panik.
Von Ende Juli bis 06.10.2011 war ich dann noch in stationärer psychosomatischer Akutbehandlung, mit Einzel-, Gruppen-, Kunst- Körpertherape sowie EMDR und Klopfakupunkturbehandlung.

Eine Fortsetzung der Geschichte erfolgte am 31.12.11 ich hatte um 11.00Uhr folgende Beschwerden bemerkt
-Schwindel
-Sehstörungen
-Gesichtsfeldeinengung
ich war zu der Zeit mit dem auto unterwegs, konnte jedoch rechtzeitig anhalten und noch einen Notruf absetzen.
Bis der Notarzt eintraf konnte ich auch nicht mehr schlucken und sprechen, war aber noch bei vollem Bewußtsein. Das schlimmst war wieder die Hilflosigkeit, sich nicht mitteilen zu können und die angst.
Ich wurde in einer Stroke Unit behandelt, denn ich hatte einen Stammhirninfakt. Die neurologischen Folgen bildeten sich schnell zurück. Jedoch nach 2 Tagen traten die Symptome erneut auf. Erneuter stammhirninfarkt.
Nach einiger Untersucherei wurde als Ursache ein Blutgerinnsel in einer Herzkammer ausgemacht.
Da ich beürchtete wieder in ständiger Angst zu leben, bin gleich anschließend noch mal in stationäre psychosomatische Behandlung gegangen.
Ich werde auch noch in nächster Zeit in ambulanter psychologischer Behandlung bleiben.
Gruß
Harald


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Mit den Steinen die einem in den Weg gelegt werden, lassen sich Treppen in den Himmel bauen.
(Erich Kästner)

Re: Erschöpfung nach "Überstimulation"

#4
@ lavaniola: Schrittmacherträger seit 1998 (nach Myokarditis), höhergradig eingeschränkte Pumpfunktion (NYHA III.°). 2009 Implantation einer künstlichen Aortenklappe sowie eines Drei-Kammer ICD/CRT Systems. Dadurch konnte zumindest die Pumpfunktion meines Herzens von ca. 20% auf etwa 40% verdoppelt werden. Ach ja, von den "alten" Schrittmachern konnten 2009 die Sonden nicht mehr entfernt werden, so dass jetzt, glaube ich, 5 Kabelsonden durch die Pumpe laufen (Bionicle).
Allerding habe ich seit der Implantation auch immer wieder dieses sehr deutlich spürbaren Extrasystolen, Herzstolpereien oder was auch immer, die mich regelmäßig heimsuchen und deren „Nachwirkungen“ mich dann auch immer rund eine Woche außer Gefecht setzen. Das wiederum beginnt mir schon aufs Gemüt zu schlagen.

@Harald: Danke für Deine Zeit am Telefon, Du hast mir sehr geholfen!

Alex


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Ich war mal der "Schwejk"

Re: Erschöpfung nach "Überstimulation"

#5
Hallo Harald,

das kommen ich mir ja mit einem Herztod, einem Defischlag nach Kammer-flimmern und einigen Panikattacken richtig mickrig vor gegenüber Deinen Erfahrungen! Ich wünsche Dir alles Gute und den Erfolg, zu einem relativ normalen Leben zu finden.

HERZlichen Gruß Axel

Re: Erschöpfung nach "Überstimulation"

#7
Hallo Mike und danke fürs feedback!
Ich war heute in der Klinik zur Untersuchung, nachdem sich mein Zustand in den letzten zwei Tagen etwas gebessert hat. Ultraschall ergab eine etwas verringerte Pumpfunktion. Die Defi-Auslese ergab jedoch, oh Wunder...nichts! Keine "Ereignisse" aufgezeichnet. Wie bitte? Habe ich das alles nur geträumt? Erklärung des Arztes, der sich sehr viel Zeit für mich genommen hatte: Vermutlich war es ein Vorhofflimmern, das der Defi nicht aufzeichnet, da es, obwohl unangenehm, eigentlich "ungefährlich" ist.
Bei den ganzen Untersuchungen wurden auch meine Medikament noch mal besprochen. Ergebnis: mein Blutdruck ist viel zu niedrig. Daher vermutlich auch immer die Schwindelanfälle, Sehstörungen etc. Würde mich mal interessieren, was wir Defi-Patienten denn nach allgemeiner Auffassung für einen optimalen Blutdruck haben sollten? Werde jetzt neu zunächst "eingestellt".

Gruß an alle!

Alex


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Ich war mal der "Schwejk"

Re: Erschöpfung nach "Überstimulation"

#8
Rhythmusstörungen mit Schwäche und/oder Übelkeit und heftigstes Herzrasen hatte ich auch, ohne daß auf dem Defi etwas drauf war. Vorhof... Ich habe auch nur ein Einkammersystem (es wird überlegt, nächstes mal aufzurüsten). Außerdem habe ich Erschöpfungsattacken. Also nicht dauerhaftes Schlappsein, sondern anfallsweise weiß werden und dann fix und alle von einem Moment auf den anderen. Die Ärzte vermuten Überreaktionen auf harmlose Rhythmusstörungen.
Ich wünsche dir, daß es dir durch die Umstellung der Medikamente bald besser geht!


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Erschöpfung nach "Überstimulation"

#9
    Zitat: EviGirl
    Ich wünsche dir, daß es dir durch die Umstellung der Medikamente bald besser geht!
Hallo Evi und danke für deine Wünsche! Momentan sieht es gar nicht so schlecht aus. Vor allem die ganzen Blutdruck senkenden Medis haben mir wohl zu schaffen gemacht. Hier wurde die Dosis halbiert. Dazu nehme ich jetzt Inspra 25 statt Aldactone 50. Zur Zeit scheint es wieder mal bergauf zu gehen.

HERZliche Grüße

Alex


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Ich war mal der "Schwejk"

Re: Erschöpfung nach "Überstimulation"

#10
Das ist schön, das freut mich sehr für dich! Ich wünsche dir sehr, daß es weiter aufwärts geht!
Bei mir suchen sie noch nach den Auslösern für die Erschöpfungsattacken, angeblich sind es nun doch weder das Kalium, noch irgendwelche Rhythmusstörungen.


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern
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